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Kaposiflecken im Pharmakonzern

■ Als erstes Berliner Unternehmen zeigt Schering eine Ausstellung der Berliner Aids-Hilfe

Wedding. Der Pharmakonzern Schering hat sein Herz für HIV-positive und aidskranke Menschen entdeckt. Im Foyer des aluverkleideten Firmenklotzes in der Müllerstraße ist seit gestern die Wanderausstellung »Aids hat ein Gesicht« der Berliner Aids-Hilfe zu sehen. Die umstrittene Medikamentenfirma hat die Ausstellung, die mit Portraits von Infizierten aus Berlin und Brasilien die abstrakte Krankheit veranschaulicht, auf eigene Initiative geordert. Schering bezahlte sowohl die Erweiterung als auch den Katalog.

Den 7.000 MitarbeiterInnen wolle man anhand der Portraits zeigen, daß Aids »ein gesellschaftliches und kein Randgruppenthema« sei. »Ganz natürlich«, so Personalchef Dose, gäbe es auch Schering-Mitarbeiter, die sich das HI-Virus eingefangen hätten.

Neben der Motivation, das angeschlagene Konzernimage ein wenig aufzupolieren, läßt sich hinter dem Engagement im Aids-Bereich ein durchaus ernsthaftes Interesse ausmachen. Schon 1987 gründete Schering einen Arbeitskreis Aids, dem unter anderem die Personalstelle, die Betriebskrankenkasse und der Betriebsrat angehören. Darüber hinaus gab die Firma eine fortschrittliche Aufklärungsbroschüre heraus, die Übertragungswege beim lesbischen und schwulen Sex nicht verschweigt. In Gesprächsrunden mit Kollegen sei es gelungen, Vorurteile gegenüber offen positiven Mitarbeitern auszuräumen, sagte die firmeneigene Sozialarbeiterin Charlotte Jente. In der Aids-Medikamentenforschung mischt Schering nach eigenen Angaben nicht mit.

Das Engagement wird von der Aids-Hilfe uneingeschränkt begrüßt. Angesprochen auf die Kritik an dem Pharmakonzern, der sich immer wieder über gesundheitliche und ökologische Bedenken hinwegsetzt sowie die Risiken seiner Produkte verharmlost, reagiert man gelassen. »Man kann das eine ablehnen und das andere begrüßen«, sagte Vorstandsfrau Susanne Teichmann. Sie plädierte dafür, daß die Ausstellung auch in anderen Unternehmen aufgestellt wird. Micha Schulze

Die Ausstellung ist noch bis 5. Juni werktags von 9 bis 11.30 und 15 bis 16 Uhr bei Schering in der Weddinger Müllerstr. 178 zu sehen.

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