: Die FMLN wird eine politische Partei
■ Salvadorianische Guerilla in „Alarmbereitschaft“/ Kommission zur Umstrukturierung der Streitkräfte
San Salvador (afp) — Die Nationale Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN), die wichtigste Guerillaorganisation in El Salvador, wird sich am kommenden Samstag zur politischen Partei erklären. Die Umwandlung in eine Partei der „demokratischen Linken“ soll in einem Stadion der Hauptstadt San Salvador sowie in weiteren Städten des Landes bekanntgegeben werden.
Die FMLN-Kommandanten Gerson Martinez und Juan Ramon Madrano sagten am Dienstag vor der Presse in San Salvador, seit dem mit der Regierung geschlossenen Waffenstillstandsabkommen vom 1.Februar habe die Front ihre politische Arbeit verstärkt. Sie sei nun in den 14 Provinzhauptstädten vertreten und habe 200 Ortskomitees gegründet. Bei den Parlamentswahlen im Jahr 1994 werde die neue Partei kandidieren und sich für eine breites Oppositionsbündnis einsetzen, um einen Regierungswechsel herbeizuführen.
Gemäß dem Waffenstillstandsabkommen sollte aus der Guerillaorganisation bereits ab dem 1. Mai eine politische Partei werden, die Parlamentsabgeordneten hatten dies jedoch bisher blockiert. Die Regierung versuche, die Legalisierung der Front solange wie möglich herauszuschieben, um Zeit zu gewinnen, sagte dazu Kommandant Martinez.
Wegen eines Anschlages auf einen FMLN-Kämpfer in San Salvador erklärte sich die Guerilla unterdessen in „Alarmbereitschaft“. Unbekannte hatten das Mitglied des FMLN-Sicherheitsdienstes, Vladimir Flores, am Dienstag morgen durch mehrere Schüsse schwer verletzt. Die FMLN sprach von einem „sehr schweren Schlag gegen den Friedensprozeß“. Sie machte „Gruppen mit militärischer Ausbildung“ dafür verantwortlich.
Ebenfalls am Dienstag wurde nach amtlichen Angaben die im Friedensabkommen vorgesehene Kommission in ihr Amt eingesetzt, die sich mit der Umstrukturierung der Streitkräfte befassen soll. Der Kommission gehören drei führende salvadorianische Juristen an, die noch von dem früheren UN-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar nach Beratungen mit der Regierung und der Guerilla von El Salvador nominiert worden waren. Einer von ihnen ist Abraham Rodriguez, Vizepräsident der letzten salvadorianischen Regierung. Mitglieder der Kommission sind ferner die beiden ehemaligen Verteidigungsminister Vides Casanova und Humberto Larios.
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