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Schande für Bremen?

■ Betr.: taz vom 13.5.1992

Die regelmäßig an den Wochenenden in Bremen anrollenden 12 — 18 Busse aus Polen sollen nun endgültig vertrieben, womöglich sogar beschlagnahmt werden. Vom Flohmarkt sind sie schon länger in Randbereiche der Bürgerweide abgedrängt und der Zoll rühmt sich seiner Erfolge bei der Suche nach unverzollten Zigaretten: der Schmuggel hat schon stark nachgelassen.

Wen stören eigentlich diese vorwiegend armen Leute, die über hunderte von Kilometern unter einfachsten Verhältnissen hierherfahren, um sich ein paar Mark zu verdienen? Den Bremer Einzelhandel? — Wer diese Kristallgläser, Bindfäden, bemalte Holzeier, Stickdeckchen, Porzellane, Rasierklingen und einfachen elektrischen Geräte gesehen hat, wird das nicht im Ernst behaupten wollen. Und die Flohmarkthändler, die mit gebrauchten Waren handeln auch nur, weil man ihnen angedroht hat, den ganzen Flohmarkt wegen der Polen zu schließen. Das ging alles gut, als die Polen noch ihren eigenen Bezirk neben dem Flohmarkt hatten. Gelegentliche Kontrollen nach unverzollten Waren würden auch weiterhin genügen, aber angeblich fühlen sich unsere Ordnungshüter überfordert.

Unsere polnischen Nachbarn gehören zu den Menschen, die unter den Deutschen besonders zu leiden hatten. Müssen es erst Zigeuner und Juden sein, damit unser schlechtes Gewissen anspringt? Und die Zukunft Europas? Sie wird viele Facetten haben, auch solche, die uns nicht in den Kram passen. Da müssen noch manche Politiker über ihren eigenen Schatten springen, insbesondere die miesen, kleinkarierten Provinzpoltiker.

Wo sollen die Polen hin, wenn sie nicht einmal auf dieses internationale sonntägliche Volksfest passen? Hans Jürgen Weber

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