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Hühnerkot aus Vechta in die Champagne

■ Eiermillionär Pohlmann will in Frankreich expandieren / Baugenehmigung umstritten

Anton Pohlmann ist Deutschlands größter Eierproduzent. Seine Hühnerfabriken liegen über das ganze Land verteilt, allein sieben Millionen Hühner hält Pohlmann in der südoldenburger Region zwischen Vechta und Osnabrück. Neben den vielen Eiern produzieren seine Legehennen auch noch rund 650 Tonnen Flüssigmist, die Pohlmann bis 1989 einfach in gepachtete Seen und Tümpel einleitete. Es stank zum Himmel - und das tut es auch heute noch, obwohl die Hühnerfabriken inzwischen auf das Trockenkot-Verfahren umgestellt wurden.

Alles Mist: 300 Milligramm Nitrat pro Liter Grundwasser

Inzwischen gerät das Pohlmann- Imperium immer mehr in Bedrängnis. Nachdem bereits 1985 eine Strafe in Höhe von rund 200.000 Mark für unzulässige Kotbeseitigung gezahlt werden mußte, lassen Umweltschützer nicht locker. Schließlich sind Pohlmanns Hühnerfabriken mitverantwortlich für die Grundwasserverseuchung im Landkreis Vechta: 300 mg Nitrat werden dort inzwischen pro Liter durchschnittlich gemessen, der EG- Richtwert liegt bei 50 mg/l.

Um seinen Tierbestand weiter vergrößern und den Kot billig entsorgen zu können, braucht Pohlmann dringend neue Ackerflächen — und die scheint er jetzt gefunden zu haben. In der französischen Champagne, in der Nähe von Reims, will Pohlmann noch in diesem Jahr seine erste ausländische Filiale eröffnen. Sohn Christoph Pohlmann hat bereits vor Ort ein Repräsentationsbüro eröffnet.

Sieben Ställe mit je 800.000 Hennen sollen dort täglich 4,5 Millionen Eier legen — das entspricht ca. 14 Prozent der gesamten französischen Produktion. „Mehrere Bürgerinitiativen und Verbände haben bisher erfolgreich die Baugenehmigung verhindern können“, war am Mittwoch auf einer Anhörung der grünen Landtagsfraktion in Hannover zu hören. So sei insbesondere die Confederation Paysanne, ein Kooperationspartner der alternativen „Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft“ (ABL), gegen die Pohlmann-Pläne aktiv gewesen. Schließlich würden die Hühnerfabriken rund 1.000 Arbeitsplätze in Klein- und Mittelbetrieben vernichten.

Doch der Bürgermeister der Gemeinde Fère-Champenoise, in der die Eierfarm entstehen soll, will das Projekt. Neben dem Versprechen von 200 neuen Arbeitsplätzen in Pohlmanns Hühnerfabrik hat er dafür aber auch einen nicht ganz uneigennützigen Grund: Dem Bürgermeister gehört der Grund, auf dem Pohlmann bauen will.

Noch haben die zuständigen französischen Behörden nicht endgültig entschieden. Für den Fall einer Ablehnung hat Pohlmann allerdings bereits vorgesorgt: „Dann gehen wir nach Polen. Wir haben uns da vorsorglich schonmal umgesehen“, sagte sein PR-Manager Grothe. Claire Clindt

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