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„Wir warten, es ist zu warm“

■ Werder-Amateure verpatzen Start um Meisterschaft / 2:2 gegen Magdeburg

Hoffentlich hatten sich die Fußball-Amateure von Werder Bremen gut eingecremt. Denn außer einem gepflegten Sonnenbrand war am hochsommerlichen Sonntag-Nachmittag gegen den FC Magdeburg in der Partie um die deutsche Amateur-Meisterschaft beim enttäuschenden 2:2 nicht viel zu holen. Schuld daran hatten allerdings die Werder-spieler, immerhin amtierende Deutsche Meister, ganz allein. An Schiedsrichter Pohlmann lag es bestimmt nicht, denn der war in puncto Lauffreude und Spielübersicht bester Mann auf dem Platz. Und die Gegner aus Sachsen-Anhalt waren am Unentschieden auch nur bedingt schuld. Sie lagen zur Pause 0:2 zurück und durften damit noch hochzufrieden sein.

Vor etwa 500 ZuschauerInnen auf dem Platz 11 des Weserstadions war es allein der Überheblichkeit der Gastgeber zuzuschreiben, daß es zur Halbzeit für den Eurpopokalsieger von 1974 nicht nach einem Debakel aussah. Zwar erzielte Abwehrspieler Jens Lellek bereits nach 15 Minuten mit einem feinen Kopfball das 1:0. Selbst das 2:0 in der 22. Minute durch Alexander Malchow (er wird in der nächsten Saison beim Zweitligisten VfB Oldenburg „geparkt“) entsprach immer noch nicht der drückenden Feldüberlegenheit von Werder.

Einzig der Schiedsrichter war immer voll auf der Höhe und fand zudem noch Zeit für ein paar nette Sprüche. Als der Ball einmal weit über das Stadiongelände gedroschen wurde, ließ er ihn lieber wiederholen, als den Ersatzball zu nehmen. „Wir warten lieber, es ist zu warm“, meinte er mitfühlend. Als sich ein Werder-Spieler ungerecht behandelt sah, erwiderte er lakonisch: „Wenn ich festgehalten werde, reiße ich mich auch los, also regen Sie sich nicht auf.“ Der Mann hatte Sportsgeist.

Nach der Halbzeit-Pause war auf einmal alles anders. Druckvoll waren jetzt die Magdeburger. Als hätte Werder-Trainer Kamp seinen Spielern warmes Bier anstatt isotonischer Getränke verabreicht, schlichen diese über den gut präparierten Rasen, während ihre vom ehemaligen Bundesliga-Profi Wolgang Grobe trainierten Kontrahenten merklich Oberwasser bekamen. Die nun tranige Werder-Abwehr bekam gleich nach der Pause einen kalten Schlag durch Mittelstürmer Rother, der dann in der 69. Minute auch den Ausgleich besorgte. Der erst ängstliche FC Magdeburg, immerhin zu DDR- Ruhmeszeiten dreimal Meister und siebenmal Pokalsieger, wurde immer mehr spielbestimmend.

Karl-Heinz Kamp fand das Ergebnis hinterher völlig gerecht, das Publikum hatte ein munteres Spiel gesehen, und Werder kann in den Gruppenspielen der nächsten Wochen gegen Greifswald, Söhlde (Westf.) und Rot-Weiß Essen noch alles klarmachen. Vielleicht regnets ja bald wieder.

Mins Minssen

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