: Der Sturz des Millionärs
■ Frankreichs Stadtentwicklungsminister Bernard Tapie tritt wegen Unterschlagungsaffäre zurück
Paris (afp) — Nur sieben Wochen durfte er sich Minister für Stadtentwicklung nennen — nun reichte Bernard Tapie überraschend seinen Rücktritt ein. Grund: Wenige Tage bevor der 49jährige Unternehmer vor einem Pariser Untersuchungsgericht zu dem gegen ihn erhobenen Vorwurf der Unterschlagung aussagen muß, ließ die zuständige Untersuchungsrichterin kaum einen Zweifel daran, daß es auch zur Anklageerhebung kommen wird.
Die seit mehreren Wochen die französische Öffentlichkeit beschäftigende Affäre bedeutet somit auch einen Rückschlag für die Regierung Pierre Beregovoys. Der Premierminister, der den umtriebigen Self-made-Millionär Anfang April als populäres Zugpferd in seine Regierungsmannschaft aufgenommen hatte, hatte diesen noch vor kurzem in einer Talk-Show verteidigt und als „ehrlichen Mann“ bezeichnet.
Zusammen mit dem Unternehmer Georges Tranchant war Tapie Eigentümer der Gesellschaft Nippon Audio Video Systems des französischen Exklusiv-Importeurs für Toshiba-Unterhaltungselektronik. 1985 verkauften Tapie und Tranchant die Firma für 1,8 Millionen Franc (rund 600.000 Mark) an Toshiba France.
Tranchant beschuldigte Tapie nun, bei der Transaktion ohne Wissen seines Partners unter der Hand 13 Millionen Franc von Toshiba bekommen zu haben. Tapie bestreitet nicht, diese Summe erhalten zu haben, erklärt jedoch, es handele sich dabei um die Vergütung nicht näher erläuterter „Leistungen“. Nach Angaben seines Anwalts hat Tapie Schulden Tranchants in Höhe von rund 18Millionen Mark beglichen.
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