Neue Welle der Gewalt in Israel

■ Wieder Anschläge und Racheaktionen in den von Israel besetzten Gebieten und im Südlibanon/ „Tod den Arabern und der Polizei“, riefen Einwohner Tel Avivs/ Nach Angriff auf Militärkolonne Häuser gesprengt

Tel Aviv (dpa/afp) — Bei Gewalttätigkeiten in den von Israel besetzten Gebieten und im Südlibanon sind am Mittwoch und Donnerstag nach Armeeangaben sieben Menschen getötet und mindestens elf verletzt worden.

Am Mittwoch war im besetzten Gaza-Streifen der 32jährige Rabbi der dortigen jüdischen Siedlung Kfar von einem Palästinenser aus dem benachbarten Flüchtlingslager Deir al- Balah erstochen worden. Empörte Siedler sperrten kurz darauf die Hauptverbindung zum benachbarten Lager, schlugen Gewächshäuser ein, setzten Felder in Brand und holzten Hunderte Plantagenbäume ab. Eine Schule der UNO für palästinensische Kinder wurde nach dem Ansturm aufgebrachter Siedler evakuiert.

Die israelische Armee dehnte die Ausgangssperren für die Bewohner des Gaza-Streifens auf insgesamt sechs Lager und Stadtteile aus. Am Mittwoch war die Abriegelung des Gaza-Streifens für weitere drei Tage angeordnet worden. Durch diese Maßnahme können etwa 50.000 palästinensische Arbeitskräfte nicht zu ihrem Arbeitsplatz in Israel gelangen.

Eine 50jährige Frau ist am Mittwoch im Krankenhaus von Jenin an Schußverletzungen gestorben. Nach palästinensischen Angaben fielen die tödlichen Schüsse aus einem Armeebus, als Kinder Steine warfen. Bei weiteren Zusammenstößen wurden drei Soldaten und mindestens ein Dutzend Palästinenser verwundet, darunter zwei Kinder.

Nach der Ermordung eines 15jährigen jüdischen Mädchens im Tel Aviver Vorort Bat Yam am vergangenen Sonntag war es wiederholt zu nächtlichen Ausschreitungen gekommen, an denen seit vergangenen Dienstag abend jeweils rund 3.000 Menschen teilnahmen. Unter Rufen wie „Tod den Arabern“ und „Tod der Polizei“ warf der Mob Schaufenster ein, verprügelte die Araber und Polizisten und setzte Mülltonnen in Brand.

Unterdessen kam es auch in der von Israel beanspruchten „Sicherheitszone“ im Südlibanon am Mittwoch und Donnerstag zu weiteren gewalttätigen Zusammenstößen, bei denen fünf Menschen getötet wurden. Ein Kommando der Palästinensergruppe PFLP überfiel eine israelische Militärpatrouille, woraufhin israelische Soldaten in einem südlibanesischen Dorf mehrere Häuser in die Luft sprengten. Die arabische Liga forderte ein Eingreifen der UNO.

Die Morde wirken sich auf den Wahlkampf in Israel aus, kommentiert die Nachrichtenagentur 'dpa‘. 39 Prozent der Wähler halten inzwischen die innere Sicherheit für das wichtigste politische Thema, gefolgt vom Friedensprozeß (22) und der Wirtschaft (14 Prozent), ermittelte das Gallup-Institut im Auftrag der Tageszeitung 'Jerusalem Post‘.