Frauen-Gleichstellung noch in weiter Ferne

Genf (dpa) — Mehr Frauen als je zuvor arbeiten außer Haus, aber der Weg bis zu ihrer Gleichstellung im Beruf wird noch weit sein. Dieses Fazit zieht die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihrem Welt-Arbeitsbericht für 1992, der am Dienstag in Genf veröffentlicht wurde. Am Mittwoch beginnt die Jahresversammlung der ILO.

Frauen, so betont die Arbeitsorganisaton, leiden im Beruf „immer noch unter vielfältiger Diskriminierung, etwa durch niedrige Bezahlung, geringen Status und sexuelle Belästigung“. Meistens übten sie untergeordnete Tätigkeiten aus und seien zudem durch ihre Pflichten gegenüber der Familie einer Doppelbelastung unterworfen.

Nur selten gelinge es Frauen, an die Spitze großer Firmen vorzudringen. Jedoch gebe es Anzeichen des Wandels, vor allem in den USA, Kanada und Schweden, wo Frauen inzwischen auch in traditionellen Männerberufen arbeiteten, zum Beispiel als Wartungsingenieure. In Kanada würden zwei Drittel der neuen Unternehmen von Frauen gegründet.

In den Entwicklungsländern sind dem ILO-Bericht zufolge 31 Prozent der Frauen erwerbstätig, in den Industriestaaten 40 Prozent. Überall auf der Welt würden Frauen schlechter bezahlt als Männer. Eine weitere Form der Diskriminierung am Arbeitsplatz sei die sexuelle Belästigung.

Die Beseitigung der Diskriminierung von Frauen erfordere einen „langen und mühsamen Kampf“, erklärt die ILO. Wo Frauen bisher am Arbeitsplatz vorangekommen seien, hätten sie das weitgehend dem Druck aus den eigenen Reihen zu verdanken gehabt.