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Neues Gutachten zum Containerterminal

■ Aktionskonferenz Nordsee rechnete nach: Wirtschaftlichkeit ungewiß

Die Vertiefung der Außenweser (Kosten 86 Millionen Mark) und die Erweiterung des Containerterminals in Bremerhaven (Kosten 750 Millionen) ist wirtschaftlicher Unsinn. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten, das die Umweltverbände Aktionskonferenz Nordsee, BUND und WWF, in Auftrag gegeben und jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt haben.

Die beiden Gutachter stellten fest: Die Annahmen und Prognosen, mit denen Weservertiefung und Terminalausbau bislang begründet wurden, stimmen nicht. Die Wettbewerbssituation, die Entwicklung im Schiffbau und die regionalwirtschaftlichen Auswirkungen der gigantischen Investitionen sind bislang hoffnungslos überschätzt worden.

So sei es beispielsweise falsch, auf eine Ausweitung des Fernosthandels zu spekulieren. Zwar wachse der Verkehr nach Fernost, jedoch nur in den Häfen Hamburg und Rotterdam. In Bremerhaven ist der Fernostverkehr „deutlich rückläufig“, stellt Autor Robert Kappel fest. Sein Beweis: Ab April 1991 sind die Verbindungen zwischen Bremerhaven und fernöstlichen Häfen von 25 auf 13 zurückgegangen, in Rotterdam stiegen sie ab diesem Monat von 34 auf 43.

Ebenfalls falsch sei die Annahme, das in Zukunft immer größere Schiffe mit mehr Tiefgang in die Außenweser kämen. „Der Trend geht deutlich zu kleineren Schiffen“, hält Kappel dagegen. Kleinere Schiffe sind variabler im Einsatz und flexibler für die Beladung. Aus diesem Grund lassen die Reeder die Finger von Großschiffen, „Aufträge von Schiffen mit einer Größe über 3.500 Containerstellplätzen (TEU) sind eher die Ausnahme.“

Peter Willers von der Aktionskonferenz Nordsee warnte deshalb eindringlich vor überstürzten Investitionen, „die Bremen weiter in die Schuldenfallen treiben“. In der Koalitionsvereinbarung heiße es ausdrücklich, daß Bremen die Kooperation mit den anderen Häfen suche. Ein vorschneller Ausbau wäre dagegen „kontraproduktiv.“

Bei SPD und FDP ist das Gutachten bislang auf wenig Gegenliebe gestoßen. „Löchrig wie ein Schweizer Käse“,, urteilte der hafenpolitische Sprecher der FDP, Peter Braun. Seiner Meinung nach stehe die vierte Generation von Containerschiffen mit mehr als 4.000 Stellplätzen vor der Tür, die Infrastruktur müsse darauf vorbereitet werden.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Claus Dittbrenner sprach von „erschreckendem Zynismus“, weil das neue Gutachten Bremerhaven zum Verlierer des Hafenwettbewerbes stempele. Der grüne Manfred Schramm sieht durch das Gutachten „Anlaß zur weiteren Diskussion über die zukünftige Hafenpolitik“, betonte aber, daß der Planfeststellungsbeschluß für den Containerterminal-Ausbau schnell herbeigeführt werden muß. mad

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