: Jäger'90 weg - Bremen hat Glück gehabt
■ Bremens Flugzeugbauer im Airbus-Boom / Nur ein „Solidarausgleich“ für Bayern droht
Bremen hat Glück gehabt: Wenn das Rüstungsprojekt Jäger'90 nun offiziell gestrichen wird, hat dies kaum Folgen für bremische Betriebe und den Arbeitsmarkt.
Wolfram Elsner, Leiter des Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung (BAW) und 1990/1991 federführend an einer Studie „Rüstungskonversion in Bremen“ beteiligt: „Wir hatten an militärischer Flugzeugproduktion vor allem Rumpfteile des Tornado.“ Das hat bis zu 600 Arbeitsplätzen ausgemacht. Derzeit sind aber nur noch wenige mit der Produktion von Ersatzteilen für den Tornado beschäftigt. Im Jahre 1991 waren es nach Auskunft des Betriebsrates Nieft noch 100, derzeit gerade noch 35 Leute. Der Großteil des hochqualifizierten Personals arbeitet inzwischen am zivilen Airbus.
Wenn der Jäger'90 in Serie gegangen wäre, dann wären in Bremen wie bei dem Tornado die entsprechende Teile gebaut werden — das hätte zusätzliche Arbeitsplätze bedeutet, bis 1995/96 war eine Zahl von 200 prognostiziert.
Hat der Flugzeugbau in Bremen also rechtzeitig zivile Aufträge bekommen und insofern nur Glück gehabt? „So schön wäre es“, sagt Wolfgang Elsner, wenn nicht die „Deutsche Airbus“ zu MBB, MBB zur DASA und die DASA zu Daimler Benz gehören würde. Wenn auch die MBB-Betriebsstätte Manching bei Ingolstadt hauptsächlich betroffen ist von der Streichung des Jäger'90- Programms, wird der Daimler- Konzern dennoch die Auslastung seiner Betriebsstätten neu verteilen. Elsner: „Und da wird es wohl darauf hinauslaufen, daß es konzernintern einen Solidarausgleich geben wird.“
Der Airbus-Betriebsrat hofft derweil, daß es zu keinem Abbau von Arbeitsplätzen kommt, sondern nur zum Einstellungsstopp: Unter normalen Umständen würde die boomende Airbus-Produktion auch zu steigender Beschäftigung bei Airbus-Bremen führen.
Im Unterschied zum Flugzeugbau haben Bremen Elektronik- Firmen in den vergangenen Monaten reichlich neue Rüstungsaufträge bekommen. Vulkan, STN, Atlas Elektronik können sich „vor militärelektronischen Aufträgen nicht retten“, sagte Elsner. In Bremen haben die Armeen die neuen Technologien bestellt, die sich im Golfkrieg so sehr bewährt haben. In seiner Studie rechnete er 1990/91 noch mit einem raschen Abrüstungsprozeß und sah in Bremen bis zu 10.000 Arbeitsplätzen gefährdet. Die Zahlen mußten längst korrigiert werden. „Wir müssen uns von dem Traum von 1990 verabschieden“, sagt Autor Dr. Elsner heute. „Die Welt hat sich verändert“, am spektakulärsten durch den Golfkrieg.
Damals wurde heftig um einen „Konversionsfonds“ gestritten, den Titel gibt es für 1992 und 1993 im Haushaltsplan auch, dahinter steht aber eine Null.
Auch für die Deutsche Airbus könnte wieder ein militärischer Auftragsboom kommen, wenn in Europa ein Programm für neue große militärische Transportflugzeuge Transall beschlossen wird. Auch für dessen Nutzten lieferte der Golfkrieg populären Anschauungsunterricht. K.W.
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