: Das „Image“ der Drogen nicht aufbessern!
■ Es gibt keine Alternative zu Verbot und Strafandrohung
Auch auf die Gefahr hin, gegen den Strom zu schwimmen: Ich setze mich für ein rigoroses Verbot der Drogenkonsums und eine massive Strafandrohung ein. Gerade als ehemals Süchtiger bin ich sicher, daß ich seinerzeit nicht Konsument geworden wäre, hätte es die Androhung von Gefängnis gegeben. Schließlich bin ich auch nicht ohne Führerschein Auto gefahren, obwohl der Druck meiner Kameraden dazu groß war: Ich hatte einfach Angst vor dem Knast. Drogenkonsum aber war damals nicht strafbar.
Natürlich muß zuallererst der Drogenhandel bestraft werden. Aber ich sehe bei einer Legalisierung — auch auf Rezept — doch die Gefahr, daß das „Image“ der Drogen aufgebessert wird: Man bekommt sie verschrieben, also können sie nicht so schädlich sein. Eine Verharmlosung könnte die Folge sein.
Das Problem ist immer der Einstieg. Drogen nimmt man aus unterschiedlichen Gründen. Um sich stark zu fühlen — man tut es, obwohl man weiß, daß es gefährlich ist. Um den Kameraden zu imponieren — man tut es, obwohl sich alle Erwachsenen darüber aufregen. Und um sich wohlzufühlen. Ein Moment, das viel zu selten beachtet wird: Drogen verschaffen ja ein gutes Gefühl. Ich glaube nicht, daß ärztliche Beratung einen von den Drogen löst, wenn man sie wegen des damit verbundenen Wohlgefühls gesucht hat.
Ausgabe auf Rezept führt, zumindest in unserem korrupten Land, nur zu einer Verschiebung der Ausbeutung. Statt des Dealers bezahlt man den Arzt, damit er es einem verschreibt. Schließlich muß man in Italien heutzutage schon dem Chefarzt Geld zuschieben, wenn man rechtzeitig operiert werden will.
Außerdem wird es dann bald andere Drogenpräferenzen geben: Wer anderen imponieren will, raucht nicht Haschisch, sondern spritzt Heroin oder schnupft Kokain, so war das bisher. Künftig wird die Mutprobe dann eben in Crack und hochgefährlichen, teilweise in ihrer medizinischen Wirkung noch völlig unerprobten Mischungen bestehen — und die will ja auch von den Liberalisierungsbefürwortern niemand ausgeben.
Daß man von Drogen loskommen kann, haben wir in unserer Gemeinschaft -zigfach bewiesen. Viele von uns haben sich dem weniger wegen der gesundheitlichen Gefährdung unterzogen, sondern gerade weil sie aus der Kriminalität herauskommen wollten. Wer die Liberalisierung anstrebt, sollte dieses Motiv nicht unterschätzen. Bernardo D'Onofrio
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