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Jäger auch ohne Deutsche

■ Großbritannien hält an dem Rüstungsprojekt fest

Dublin (taz) — „Der deutsche Rückzug aus dem Projekt wäre ein harter Schlag für uns“, sagte gestern ein Sprecher der Verteidigungsausschusses im Londoner Unterhaus. Doch noch hat man einen Funken Hoffnung. Premierminister John Major fliegt am Freitag nach Bonn, um Kohl zu überreden, nicht aus dem Jäger-90-Projekt auszusteigen, an dem Großbritannien zu einem Drittel beteiligt ist. Immerhin stünden 40.000 britische Arbeitsplätze auf dem Spiel, betonte die Regierung.

„Major geht das Problem mit einem dirigistischen Ansatz an, den Tory-Regierungen für militärische Projekte reserviert haben“, kommentierte der 'Guardian‘ gestern sarkastisch. Wäre der Jäger 90 ein Projekt der Privatwirtschaft, wäre er längst gestorben, schreibt die Zeitung. In dem Fall würde es heißen: „Laß die freien Marktkräfte entscheiden — Ende der Diskussion.“

Verschiedene Zeitungen schlugen gestern vor, den Jäger 90 zu begraben und das Geld in ein anderes paneuropäisches Projekt ziviler Natur zu stecken. Doch der 'Guardian‘ ist pessimistisch: „Das ist das letzte, das die Regierung in Betracht ziehen würde, wenn das Projekt gestrichen werden sollte. Das Geld würde dazu benutzt, um das Haushaltsdefizit zu reduzieren. Mit anderen Worten: Die ganze Sache würde spurenlos versinken.“

Doch dazu wird es ohnehin nicht kommen. Zur Not will man nämlich auch ohne die Deutschen weitermachen. „Das Projekt wäre immer noch lebensfähig, wenn die Deutschen die 250 Kampfflugzeuge nicht nehmen, wie 1985 abgesprochen“, erklärte der Verteidigungsausschuß gestern. Ralf Sotscheck

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