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Der lange Abschied

■ Jugoslawiens Fußballer wieder daheim/ IOC entscheidet im Juni über Jugoslawiens Olympia-Teilnahme

Lausanne/Stockholm (dpa) — Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will bis spätestens 15. Juni darüber entscheiden, ob Jugoslawien an den Sommerspielen in Barcelona teilnehmen darf. Nach den UNO- Sanktionen gegen Rest-Jugoslawien aus Serbien und Montenegro will das IOC nach weiteren Konsultationen seine Entscheidung über die Teilnahme des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) von Jugoslawien treffen.

Die von der Fußball-Europameisterschaft in Schweden ausgeschlossene jugoslawische Nationalmannschaft ist am Dienstag abend nach einem Nervenkrieg um Treibstoff um 20.13 Uhr nach Belgrad abgeflogen. Nachdem Offizielle des schwedischen Fußball-Verbandes das Team am Nachmittag bereits formell verabschiedet hatten, weigerte sich in letzter Minute vor dem Abflug ein britischer Ölkonzern (BP), die Maschine der jugoslawischen Fluggesellschaft JAT aufzutanken. Die rund 40köpfige Delegation saß stundenlang auf dem Stockholmer Flughafen Arlanda fest.

Nach langwierigen Verhandlungen erklärte sich nach Angaben einer Flughafensprecherin dann eine norwegische Ölgesellschaft (Statoil) nach Rücksprache mit der Zentrale in Oslo bereit, das Flugzeug aufzutanken. Für die Ausreise der Jugoslawen war zuvor eine Sondergenehmigung des schwedischen Außenministeriums erwirkt worden. Diese war notwendig, nachdem am Wochenende bereits die UNO-Sanktionen gegen Rest-Jugoslawien mit Serbien und Montenegro den gesamten Flugverkehr von und nach Belgrad unterbunden hatten. Die britische Ölgesellschaft berief sich bei ihrer Weigerung, das Flugzeug aufzutanken, auf das von der UNO verhängte Handelsembargo.

Jugoslawiens Fußball-Elf war nach der UNO-Resolution von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) in Übereinstimmung mit dem Weltfußball-Verband FIFA von der am 10. Juni in vier schwedischen Städten beginnenden Europameisterschaft ausgeschlossen worden. Als Ersatz übernimmt Dänemark, das in der EM-Qualifikation von Jugoslawien ausgeschaltet worden war, den freigewordenen Platz.

Offen ist in Schweden immer noch, wie die Rechnungen für das fünftägige Trainingslager der Jugoslawen, die bereits vergangene Woche nach Schweden gekommen waren, in Leksand beglichen werden sollen. Die Jugoslawen wollten diese Rechnungen mit ihrem Anteil aus dem EM-Gewinn begleichen.

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