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Privates Kapital für Prenzlauer Berg gefordert

■ Ausstellung zur Stadterneuerung in Prenzlauer Berg/ Senatsbaudirektor: Öffentliche Gelder reichen nicht aus

Prenzlauer Berg. »Mit dem Geld, das die Senatsbauverwaltung zur Verfügung stellen kann, ist eine so grundlegende Sanierung wie in Kreuzberg am Prenzlauer Berg nicht möglich«, stellte Senatsbaudirektor Hans Stimmann (SPD) auf der Eröffnung einer Ausstellung der Stadterneuerungsgesellschaft S.T.E.R.N. am vergangenen Donnerstag zur Planung im Ostberliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg fest. Deshalb sei »Phantasie gefragt« und: Man müsse privates Kapital mobilisieren und stärker auf Absicherungen durch das Planungsrecht setzen.

S.T.E.R.N.-Chef Theo Winters sagte, über 70 Prozent des Altbaubestandes werde wohl in den nächsten zehn Jahren an Alt-Eigentümer zurückgehen. Da die Mieten der maroden Häuser nicht die Instandsetzung deckten, würden viele Häuser gezwungenermaßen an Spekulanten verkauft. Den Bewohnern drohe dann die Vertreibung. Bereits der Magistrat hat 58 Untersuchungsgebiete ausgewiesen, von denen S.T.E.R.N. bis Ende des Jahres sechs untersucht, ob daraus Sanierungsgebiete werden könnten, in denen dann die Häuser mit öffentlichen Geldern verhältnismäßig preiswert modernisiert werden sollen. In diesen sechs Gebieten wohnen circa 70.000 Menschen in 54.000 Wohnungen, davon haben allein 20.000 kein Bad. »Der krasse Unterschied zu Kreuzberg ist, daß hier die Bevölkerungsstruktur in Ordnung ist, aber die Bausubstanz ist extrem schlecht«, sagte Winters.

Matthias Klipp, Baustadtrat von Prenzlauer Berg, beschwerte sich beim Senatsbaudirektor darüber, daß fast alle Infrastrukturprojekte, die das Bezirksamt 1992 beim Senat angemeldet hatte, aus der Investitionsplanung gestrichen worden seien. »In der DDR mußte man Angst um seinen Arbeitsplatz haben, wenn man sich in die Stadterneuerung eingemischt hat, heute gibt es senatsgeförderte Mieterläden und Betroffenenvertretungen«, sagte er. »Aber trotzdem geht es nicht voran, alle Pachtverträge für Selbsthilfehäuser liegen auf Eis.« Auch Klipp warnte vor einer bevorstehenden Mietervertreibung. Das jüngste Beispiel sei die leerstehende Kollwitzstraße 89, die die Eigentümer für ein Hotel zweckentfremden wollen. esch

Ausstellung zur Stadterneuerung in Prenzlauer Berg bis zum 3. Juli. Immanuel-Kirch-Straße 1a, Di-So 15 bis 19 Uhr, gelegentlich bis 21 Uhr. Fast täglich finden ab 17 Uhr Diskussionen, Filmvorführungen oder Feste statt.

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