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Raus aus dem Image-Loch

■ Die Treuhand startet eine große Werbekampagne in eigener Sache/ Peter Glotz und Pepe Boenisch halfen mit

Berlin (taz) — Schon seit längerem klagen Manager der Treuhand darüber, daß ihre Arbeit in der Öffentlichkeit nicht „so richtig rüberkommt“. Nun läßt sich die skandalumwitterte Holding das Aufpolieren ihres beschädigten Rufs nach Informationen der taz rund neun Millionen Mark kosten: Am kommenden Donnerstag startet das größte Unternehmen der Welt seine erste Werbekampagne in eigener Sache. In sechs ostdeutschen Zeitungen, dem 'Stern‘ und dem 'Spiegel‘ soll den Leserinnen und Lesern künftig auf ganzseitigen Seiten klargemacht werden, warum die Treuhand-Mitarbeiter hart aber gerecht zur Sache gehen. Eine entsprechende Anfrage bestätigte gestern der Sprecher der Holding, Wolf Schöde.

Über die Kosten der Anzeigenkampagne schwieg Schöde sich aus. Sie lägen „im Bereich des Üblichen“. Auf einer Fachveranstaltung der Werbebranche, die im November 1991 in Frankfurt stattfand, hatte Schöde vor mehreren hundert Profis über die Image- Schwierigkeiten der Treuhand geklagt und um Hilfe gebeten. 60 PR- Agenturen hatten sich daraufhin an einem Ideenwettbewerb beteiligt, zehn Unternehmen sandten Strategiepapiere ein, vier wurden zur Präsentation geladen und eine erhielt vor kurzem den Zuschlag: Die Düsseldorfer Werbeagentur Krakow/McCann, die in Deutschland bisher unter anderem für InterRent, Esso, Lufthansa, die Bundeswehr und Levi's-Jeans die Werbetrommel rührte. Bei der Auswahl des erfolgversprechendsten Konzepte ließ die Treuhand sich von Prominenten helfen: der ehemalige BILD-Chef Pepe Boenisch gab ebenso sein Plazet wie SPD-Vordenker Peter Glotz.

Über den Charakter der Image- Kampagne wollten sowohl Wolf Schöde als auch Karl Krakow nichts sagen. Dem Vernehmen nach handelt es sich aber um längere Fließtexte, in denen die Arbeit einzelner Treuhandabteilungen detailliert geschildert wird. Motto: Wie funktioniert eigentlich eine Abwicklung? Schöde: „Ich will über die Sache nicht reden, sondern möchte, daß die Anzeigen gelesen werden.“ Auf die Frage, ob die Treuhand mit dem vielen Geld nicht etwas Sinnvolleres tun könnte meinte er: „Natürlich kann man das kritisieren. Aber wir haben da auch eine Bringschuld.“ ccm

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