DAS IRISCHE KILLERGEMÜSE

Gurkenlose Zeiten

Dublin (taz) — Zwei irischen Bauern gebührt die Gurke des Monats — und zwar eine giftige. Seit Ende vergangenen Monats 29 Menschen nach dem Genuß grüner Gurken mit Lebensmittelvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden mußten, rätselte das Dubliner Landwirtschaftsministerium über die Ursache.

Nun ist man nördlich der irischen Hauptstadt zwei Bauern auf die Spur gekommen, die ihre Gurken mit dem Insektenvernichtungsmittel Temik besprüht haben. Dieses Mittel ist zwar für Kartoffeln, Bohnen und Rüben zugelassen, darf jedoch laut EG- Vorschriften nicht bei Gurken angewendet werden. Die beiden Bauern müssen mit einer Anklage rechnen.

Die irische Sektion von Greenpeace wies am Wochenende darauf hin, daß Temik in elf Ländern verboten ist, und forderte das Landwirtschaftsministerium auf, das Insektizid auch in Irland vom Markt zu nehmen. Die Vertriebsfirma Rhone- Poulenc betonte dagegen, daß Temik für Mensch und Umwelt unschädlich sei, wenn es vorschriftsmäßig angewendet werde. Irlands Gurkenproduzenten verlangen nun eine staatliche Entschädigung, da der Markt nach der Gesundheitswarnung des Ministeriums praktisch zusammengebrochen ist. Hunderttausende Gurken mußten bereits vernichtet werden. Selbst die holländische Importware, die immerhin eine Million Pfund (2,7 Millionen Mark) pro Jahr einbringt, bleibt liegen.

Senator Pat Upton von der Labour Party forderte gestern schärfere Kontrollen von Chemikalien. Von den 2,5 Millionen Tonnen Lebensmitteln, die die IrInnen jedes Jahr konsumieren, werden lediglich 2.000 Proben genommen und untersucht. Upton sagte: „Die Konsumenten sind jedem Cowboy ausgeliefert, der glaubt, durch die freizügige Anwendung von Chemikalien seinen Profit steigern zu können.“ Ralf Sotscheck