: NEUES VOM HENKELOHRIGEN PRINZEN UND SEINER FRAU DIANA
Überdosis Gummibärchen
Die Windsors, die britische Skandalfamilie Nummer eins, machen schon wieder von sich reden. Nachdem Prinzessin Anne im April geschieden wurde und der Buckingham-Palast die Trennung von Prinz Andrew und Sarah Ferguson bekanntgab, liegt nun die Ehe des Thronfolgers Prinz Charles und Lady Diana in Scherben. Das behaupten jedenfalls die Autoren von zwei neuen Büchern über das königliche Eheleben.
Laut Andrew Morton hat Diana fünf Selbstmordversuche hinter sich— den ersten bereits kurz nach der Hochzeit. Damals gab es einen heftigen Streit zwischen den Frischvermählten, worauf sich Diana die Palasttreppe in Sandringham hinunterstürzte und später von Charles' Oma, der Königinmutter, gefunden wurde. Die anderen Male soll sie es mit einer Packung Paracetamol versucht haben, was ähnlich tödlich ist wie eine Überdosis Gummibärchen. Dabei sorgte sie sich jedoch stets um ihre öffentlichen Verpflichtungen: „Wenn ich das nächste Mal eine Brücke eröffne, wird die Presse nur darauf warten, daß ich hinunterspringe“, zitiert Morton die Prinzessin. Ebenfalls dubios ist die Quelle von Nicholas Davies, dem Autor des zweiten Buches über den Ehekrach. Er hat die Selbstmordgeschichte offenbar in der Kurzmeldungsspalte der US-Zeitung 'National Enquirer‘ gefunden. Dieses Blatt ist ein Füllhorn von Exklusivstories: Dieselbe Ausgabe macht mit einer Meldung über Menschen auf, die ihre eigenen Beine essen. Davies war Reporter bei Robert Maxwells 'Daily Mirror‘, bis ihn die Konkurrenz von der 'Daily Mail‘ als Mossad-Agenten enttarnte. Das ist freilich vergeben und vergessen: Die 'Daily Mail‘ bringt Davies' Buch als Fortsetzungsgeschichte.
Auch Mortons Buch wird zunächst stückweise veröffentlicht, bevor es am 16. Juni auf den Markt kommt. Die 'Sunday Times‘ hat die Rechte für 260.000 Pfund (ca. 750.000 Mark) erworben — genausoviel hatte die Zeitung damals für die Hitler-Tagebücher bezahlt. Morton ist gegenüber Davies im Vorteil: Er hat Dianas Vater, Earl Spencer, vor dessen Tod 80 bisher unveröffentlichte Privatfotos abgekauft. Das alleine garantiert, daß die Erstauflage von 300.000 Stück im Handumdrehen verkauft sein wird. Darüber hinaus hat der Verleger Michael O'Mara eine geniale Werbestrategie entwickelt. Er behauptet, daß US- amerikanische Zeitungen versucht hätten, seine Schriftsetzer zu bestechen, so daß er die Druckfahnen im Ausland verstecken mußte.
Bücher über die königliche Familie sind ein lukratives Geschäft. Da die Queen in dieser Hinsicht nichts hergibt und Charles' Geschwister schon abgegessen sind, hält man sich nun an den ewigen Thronfolger nebst Gattin. Lady Colin Campbell, die im April die stinklangweilige offizielle Diana-Biographie veröffentlicht hat, ist deshalb höchst alarmiert. „Die Selbstmordgeschichten sind dummes Geschwätz, nichts stimmt davon“, sagt sie. Und sie muß es wissen, ist sie doch mit dem Königshaus verwandt, wie sie stolz betont. Tatsächlich war sie für ein paar Wochen mit dem Sohn des 11. Herzogs von Argyll verheiratet, dessen Vorgänger, der 9. Herzog, mit Prinzessin Loise, einer Tochter Königin Viktorias, verheiratet war. Ingrid Seward, die Autorin der ebenso langweiligen inoffiziellen Diana-Biographie, läßt dennoch kein gutes Haar an der blaublütigen Schriftstellerin: „Wie kann man diese Scheiße nur veröffentlichen?“ Lady Campbell antwortete daraufhin erbost: „Meine gute Erziehung verbietet mir, irgend etwas über Ingrid Seward zu sagen.“ Dann tut sie es aber doch: „Was Frau Seward macht, ist nicht schreiben, sondern kotzen.“
Der britische Glaube ans Königshaus ist offenbar unverwüstlich: zwei Drittel der Bevölkerung sind davon überzeugt, daß die Monarchie eine Scheidung Dianas vom henkelohrigen Thronfolger überstehen würde. Es ist zu befürchten, daß das stimmt. Ralf Sotscheck
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