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KOMMENTAREine Chance für Serbien

■ Die Sanktionen zwingen die Front gegen Milosevic zum Handeln

Eine Chance für Serbien Die Sanktionen zwingen die Front gegen Milosević zum Handeln

Sicherlich haben die Sanktionen der Weltgemeinschaft gegen Serbien schon ein wichtiges Resultat erreicht: In Serbien selbst wird endlich wahrgenommen, daß das Land entgegen den Aussagen der eigenen Regierung in den Krieg verwickelt ist. Weil bisher das serbische Staatsgebiet nicht direkt vom Krieg betroffen war, wiegten sich die meisten Menschen in der falschen Gewißheit, die Kämpfe in Kroatien und in Bosnien seien Sache der dort lebenden Serben, Kroaten und Muslimanen, nicht jedoch die ihre. Zwar reagieren die meisten SerbInnen gegenüber dem internationalen Druck zunächst mit einer Trotzreaktion, weil sie die einseitige Schuldzuweisung am Krieg gegenüber Serbien nicht akzeptieren wollen, doch werden auch Zweifel am Kurs der Regierung lauter als vorher geäußert. Indem die serbische Elite und selbst die orthodoxe Kirche ihre bisherige Gefolgschaft zu Milosević aufgekündigt haben, besteht jetzt in der Tat die realistische Chance, Milosević in naher Zukunft zu stürzen.

Es werden nicht die von Vuk Drasković beschworenen Straßendemonstrationen sein, die dem Präsidenten allein den Garaus machen. Es wird jetzt von dem Verhandlungsgeschick der unterschiedlichen Strömungen dieser Opposition — die ja höchst heterogen ist — abhängen, wie schnell eine Regierung der nationalen Einheit auf die Beine zu stellen ist. Wenn dann auch noch König Alexander, der von seinem Londoner Exil aus viele Fäden zu ziehen scheint, sich zur Rückkehr nach Serbien entschließen könnte, wäre die Autorität von Milosević in Serbien selbst erschüttert. Um aber einen Bürgerkrieg in Serbien zu vermeiden, müssen die bewaffneten Kräfte, Armee und Polizei, für die neue Regierung gewonnen werden. An diesem Punkt gibt es auch die meisten Fragezeichen für einen Erfolg der serbischen Anti-Milosević-Front, zumal die Autoritäten und Kriegstreiber in den serbischen „befreiten Gebieten“ Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas großen Einfluß in der serbischen Armee haben. Sie sind zwar nicht mehr Verbündete Milosevićs, wollen sich aber keineswegs einem Druck von außen beugen.

Angesichts dieses Hintergrundes wäre es durchaus von Vorteil, wenn von den internationalen Institutionen ein ermutigendes Zeichen für die Anti- Milosević-Front gesetzt würde. Anstatt die serbische Bevölkerung pauschal für die Kampfhandlungen in Bosnien-Herzegowina verantwortlich zu machen— UNO Generalsekretär Butros Ghali hat da ja schon einen Anfang gemacht —, sollte erkennbar sein, daß mit dem Sturz Milosevićs der Weg zurück in die Weltgemeinschaft geebnet würde. Dies wäre sicherlich der bessere Weg, den Sturz des Regimes einzuleiten, als die Vorbereitungen für einen militärischen Angriff auf Serbien selbst zu erwägen. Erich Rathfelder

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