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UNTERM STRICH

Während der Aufbauarbeiten der Kasseler documenta IX ist eine Arbeit der niederländischen Künstlerin Marlene Dumas gestohlen worden. Es handelt sich um eine DIN-A4-große Tuschezeichnung im Wert von 6.000 Mark. Die documenta- Kunstwerke sind mit einem Gesamtwert von weit über 100 Millionen Mark versichert.

Die Berliner Künstlergruppe Der Kongreß hat am Dienstag die Sockelkante des seit 1990 geschlossenen Palastes der Republik, Ex-Sitz der DDR- Volkskammer, abgewaschen. Mit der symbolischen Aktion soll der umstrittene Palazzo prozzo zumindest ansatzweise vom Schmutz befreit werden. Der ursprüngliche Plan, das gesamte asbestverseuchte Gebäude durch eine Reinigungsfirma von außen säubern zu lassen, war von Bundesfinanzminister Theo Waigel, zu dessen Amtsbereich der Palast der Republik gehört, untersagt worden. So griffen die Künstler selbst zum Schrubber, füllten anschließend das Wasser mit dem abgewaschenen Palastdreck in Flaschen und verkauften diese für je 50 Mark an Passanten.

Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg zeigt bis Ende August in einer Sonderausstellung zum 140jährigen Bestehen des Museums 90 bisher größtenteils unveröffentlichte Zeichnungen des amerikanischen Malers Lyonel Feininger (1871-1965). Auf den in schneller Folge gefertigten Bleistift-, Kohlestift- und Federskizzen hielt der junge Feininger Szenen aus dem Paris der Jahrhundertwende — Häuserfronten, Straßenzüge, Plätze, Brücken und Hafenszenen — fest. Außerdem sind Portraitstudien zu sehen, die 1908 während Feiningers Aufenthalt in Paris entstanden sind.

Zum 100. Geburtstag des Malers Otto Dix ist in Gera, seiner Geburtsstadt, eine große Werkschau zu sehen. Die Ausstellung mit den rund 70 Arbeiten wird am Samstag eröffnet. Vorherige Stationen waren Stuttgart, Berlin und London. Zur Ausstellung wurde der mit 10.000 Mark dotierte Otto-Dix-Förderpreis für Nachwuchskünstler aus den neuen Bundesländern vergeben. Die Auszeichnung erhielt der freischaffende Fotograf Michael Scheffer.

Mit der Preisvergabe ist am Pfingstmontag das 8. Hamburger No Budget Filmfestival zu Ende gegangen. Den mit 5.000 Mark dotierten ersten Preis der „Steppin' out“-Jury erhielt die britische Filmemacherin Vera Neubauer für ihren Beitrag Don't be afraid. Den Publikumspreis in dieser Kategorie — Filme mit Herstellungskosten von über 10.000 Mark — gewann der Tschechoslowake Michael Pavlatova mit Reci, Reci, Reci. Im Wettbewerb der Kurzfilme mit bis zu 10.000 Mark Produktionskosten, dem eigentlichen No-Budget- Wettbewerb, ging der erste Preis im Wert von 2.500 Mark an Nicolae und Elena des Schweizer Filmemachers Richard Vetterli. Das No-Budget-Kurzfilmfestival, das von der Hamburger Kulturbehörde mit 150.000 Mark subventioniert wird, zeigte in diesem Jahr 170 Filme aus 26 Ländern. Neben den Wettbewerben gab es in drei Hamburger Kinos eine Werkschau mit Arbeiten des polnischen Animationsfilmers Zbygniew Rybczynski zu se

hen, außerdem die Reihe „First Steps“ mit Erstlingsfilmen von mittlerweile bekannten Regisseuren und ein Länderprogramm mit Kurzfilmen aus England, Finnland, Brasilien und Portugal.

Art-Recycling heißt der Plan, den sich zwei Galeristen, Matthias Arndt aus Kassel und der Stuttgarter Hans-Jürgen Müller, ausgedacht haben, um auch den Kunstmarkt in das aktuelle Thema der Entsorgung und Wiederaufbereitung miteinzubeziehen. Kern der Aktion ist das Übermalen von Kunstwerken, die beschädigt und unrestaurierbar, unvollendet, „veraltert, uninteressant oder unheimlich schlecht“ sind. Auf „Aktualisierung“ warten u.a. Arbeiten von Beuys, Baselitz, Nolde. Den „alten Schinken“ wollen die Galeristen gemeinsam mit den Nachwuchskünstlern Olly Williams und Suzi Winstanley aus London eine „lebenslange Depot-Haft“ ersparen. Art-Recycling soll ein konstruktiver Vorschlag sein, „der inflationären Menge von Kunstwerken, die in den Depots von Museen und Galerien schlummert“, zu Leibe zu rücken.

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