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Mordverdacht gegen Mielke erhärtet

■ In einem handschriftlichen Lebenslauf aus dem Jahre 1934 bezichtigt sich Mielke der Mordbeteiligung

Hamburg (afp/taz) — Ein handgeschriebener Lebenslauf Erich Mielkes aus dem Jahre 1934 könnte dem ehemaligen Stasi-Minister zum Verhängnis werden. Das jetzt in einem Moskauer Archiv aufgefundene Dokument weist auf die Beteiligung Mielkes an der Ermordung zweier Polizisten im August 1931 hin. In dem als authentisch eingestuften Dokument bekenne sich der spätere Stasi-Chef zur Beteiligung an der „Bülowplatzsache“. Das geht aus einer Mitteilung des NDR-Fernsehmagazin DAS hervor.

Wegen der Erschießung der beiden Polizeihauptleute auf dem Berliner Bülowplatz am 9. August 1931 muß sich der 84jährige Mielke seit Februar vor dem Berliner Landgericht verantworten. Bislang hat er eine Tatbeteiligung bestritten. In dem Lebenslauf hingegen schreibt Mielke, er habe als Parteikader seit Ende 1930 „alle möglichen Arbeiten, Terrorakte, Schutz illegaler Demonstrationen“ sowie Waffentransporte erledigt. „Als letzte Arbeit“, heißt es in dem Dokument, „erledigten noch ein Genosse und ich die Bülow-Platz-Sache“.

taz-Redakteur Götz Aly hatte bereits im April bei Recherchen in Moskau einen handschriftlichen Lebenslauf des mutmaßlichen Mielke- Komplizen Erich Ziemer entdeckt, in dem dieser mit den gleichen Worten seine Beteiligung an den Bülowplatz-Morden eingesteht. Das Mielke-Dokument befand sich nach Angaben des NDR im Archiv der früheren sowjetischen Nachrichtenagentur 'Nowosti‘. Mielke habe das Papier nach seiner Flucht aus Deutschland für den damaligen sowjetischen Geheimdienst NKWD verfaßt. Das Landgericht Berlin hatte im Mai die russische Regierung um Rechtshilfe ersucht, da im Archiv des NKWD- Nachfolgedienstes KGB weitere Unterlagen vermutet werden, die Aufschluß über eine Tatbeteiligung Mielkes geben könnten.

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