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Ein Gehalt für alle Studierenden?

■ Beim Studierendentag der GEW überrascht FU-Professor mit Vorschlag zur Leistungssteigerung

Schöneberg. Studierende sollten während ihrer Studienzeit prinzipiell ein »Gehalt« bekommen. Es könnte in Höhe von etwa 1.100 Mark liegen. Das schlug FU-Professor Hans-Dieter Gelfert beim ersten Studierendentag der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vor. Der ehemalige Vorsitzende der Kommission Lehre und Studium erwartet von den von ihm favorisierten Gehaltszahlungen eine Verkürzung der Studienzeiten: Sie würden der Universität die Möglichkeit geben, wie ein Lehrherr zu überprüfen, »daß der Student kontinuierlich seine Leistung bringt«.

Gelfert, der seine Idee bereits unter Zustimmung mit Hochschulpolitikern besprochen haben will, rief bei den TeilnehmerInnen des Studierendentages am Freitag im DGB-Haus Überraschung und Gegenargumente hervor. Es sei die Frage, ob man die Kehrseite des professoralen Vorschlages akzeptiere. »Will man ein verschultes und rein leistungsorientiertes Studium?« fragte die stellvertretende Vorsitzende der GEW, Brigitte Reich.

Der Professor für englische Literatur an der Freien Universität hatte vorgerechnet, daß eine Verkürzung des Studiums um zwei Jahre dem Staat Steuereinnahmen von 50.000 Mark einbrächten. Dazu kämen noch die — dann gesparten — indirekten Zahlungen wie Kindergeld und Steuerabschreibungen. Das ergebe bei einem Studium von acht bis zehn Semestern ein monatliches »Gehalt« von etwa 1.100 Mark. Bedingung für das Gehalt wären das Einhalten der Regelstudienzeit und straffe Leistungskontrollen, betonte Hans-Dieter Gelfert beim nachmittäglichen Werkstattgespräch vor etwa 40 VertreterInnen der Berliner Hochschulen.

Der Frage: »Brauchen wir überhaupt so viele Studierende?« war Traugott Klose aus dem Planungsreferat der FU nachgegangen. Alle Prognosen zeigten, so Klose, einen weiterhin steigenden Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften. Die anschließende Diskussion führte zu der These, daß der »Erfolg« eines Studiums nicht zwangsläufig in dessen formalem Abschluß liege. Ein zeitweises oder unterbrochenes Studium sei etwa bei Frauen nicht selten. Sie hätten »krumme Lebenswege«, die erst später einen Studienabschluß zuließen.

Die GEW erreichte mit ihrer ersten Veranstaltung zur Studiensituation nicht die angepeilte Zielgruppe: die Studierenden. »Das nächste Mal müssen wir direkt an die Hochschule gehen«, sagte Brigitte Reich. In einer Presseerklärung wandte sich die GEW gegen »Restriktionen beim Hochschulzugang« und »unrealistische Sparvorgaben« von seiten des Wissenschaftssenats. cif

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