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Vier Töne

■ Glenn Goulds Streichquartett zum ersten Mal in Deutschland gespielt

Glenn Gould, der Pianist, war nicht nur Essayist, Kritiker, Hörspielautor und Dokumentator in Rundfunk- und Fernsehsendungen. Er war auch Komponist. Neben dem Ulkstück So you want to write a fuge? und einigen Filmmusiken gehört sein Streichquartett op. 1, komponiert zwischen den Jahren 1953 und 1955, zu den wenigen veröffentlichten Werken. Am vergangenen Freitag wurde es als deutsche Erstaufführung präsentiert, im Rahmen der dritten Glenn-Gould-Filmnacht im Tempodrom.

Gould selber bezeichnete sein op.1 als eine subjektive Synthese all dessen, was seine Jugend am tiefsten berührt hat, und erklärt so die überraschenden stilistischen Reminiszenzen an die Wiener Romantik. Seine Fragestellung war, wie weit man gehen könne, wenn man ein absurd schmales Motiv als Kern jedes thematischen Stranges des Werkes erweitert, ohne Organik und Dynamik von Musik zu verletzen. Sucht man eine Antwort, so muß nach dem Hören dieses Stückes gesagt werden: So weit hätte er nicht gehen sollen. Das nur viertönige Motiv, welches Gould dem Quartett zugrunde gelegt hat, ist mit Penetranz allanwesend und verbaut mit seiner spannungslosen Struktur jegliche Möglichkeit, als Zusammenhalt von längeren Abschnitten zu dienen. Kurze Phrasen und Verarbeitungsteile reihen sich aneinander. Versuche von Dialogen zwischen den Instrumenten enden in zähen Imitationen.

Ein interessanter Zug des Werkes ist jedoch die Behandlung des Cellos. Gould gibt ihm die Rolle des Einzelgängers, der fortwährend gegen die Gruppe der höheren Streicher angeht und dabei häufig deren schleppenden Gang mit bewegteren Passagen unterlegt. Schade war, daß es dem Solistenquartett der Komischen Oper Berlin als Interpreten nicht ganz gelang, in der Verschiedenheit der Stimmen eine Einheit herzustellen. Das Zusammenspiel war, teils durch unsichere Intonation des Cellisten bedingt, teils wegen der unterschiedlichen Artikulation der Themen in gleichen musikalischen Zusammenhängen, inhomogen und inkonsistent. Schön gerieten leise, flächige Passagen.

Trotz allem stellte die Aufführung des Streichquartetts nicht nur eine interessante Ergänzung zu Glenn Goulds Konzertmitschnitten und Studioaufnahmen dar. Wäre man gut dreißig Jahre zurückversetzt gewesen und hätte Goulds optimistisch entschuldigenden Satz »Es ist das op.2, das zählt« gelesen, würde man mit Spannung auf ein Folgewerk des Künstlers warten. Susanne Elgeti

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