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INTERVIEW»Die Republikaner werden sich unsterblich blamieren«

■ Thorsten Thaler, einst Pressesprecher der Reps, heute bei der »Deutschen Liga für Volk und Heimat«, über die Rep-Stadträte

taz: Die Wahl der Bezirksstadträte steht an. Darunter sind auch einige Republikaner. Beflügelt dies den Aufschwung der rechten Szene?

Thaler: Wenn die Republikaner tatsächlich in der Lage wären, ein geeignetes Personalangebot zu unterbreiten, dann würde dies natürlich für die rechte Szene insgesamt bedeuten, daß man sich auf dem richtigen Weg befindet und mit Gelassenheit in die Zukunft sehen kann.

Mein Befürchtung und Sorge ist allerdings die, daß die Republikaner angesichts ihrer ausgesprochen dünnen Personaldecke diese Chance, die in der Besetzung von Stadtratsposten liegt, nicht nutzen werden. Unserer Sache wird dann mehr Schaden zugefügt, als wenn sie diese Posten nicht bekommen hätten.

Das Hickhack bei den Republikanern ist bereits voll im Gang. Ist dort der Wettlauf der Inkompetenz entbrannt?

Aus meiner Kenntnis der Partei kann ich das nur bejahen. Man darf schon froh sein, wenn die Republikaner Kandidaten finden, die in der Lage sind, das Wort Stadtrat richtig zu buchstabieren. Das sich bereits jetzt abzeichnende Hauen und Stechen übersteigt meine schlimmsten Befürchtungen.

Die Republikaner sind schlichtweg nicht politikfähig. Deswegen werden sie ganz große Mühe haben, den Wahlerfolg zu stabilisieren, geschweige denn auszubauen.

Auf Bundesebene scheinen sich die Republikaner zu stabilisieren, in Berlin sammeln sich gleichzeitig die Luschen in der Partei.

Ich prognostiziere, daß der ehemalige SPD- Bürgermeister von Würzburg, Zeitler, kein halbes Jahr der Partei angehören wird. Der wird mit Schönhuber bald derart überkreuz sein, daß er die Partei wieder verläßt.

In Berlin liegt die Partei seit einem halben Jahr praktisch am Boden. Die Neuzugänge haben diese Situation nicht aufgefangen.

Bei den Kommunalwahlen waren die Republikaner dennoch die stärkste Kraft der rechten Szene.

Die Republikaner sind ja nicht um ihrer selbst willen gewählt worden, sondern mangels besserer und anderer Alternativen. Wenn es bei künftigen Wahlen eine glaubwürdige Alternative gibt, dann werden die Republikaner ganz schnell Ergebnisse einfahren, die weit unter der Fünf-Prozent-Hürde liegen.

Differenziert das rechte Wählerpotential so genau?

Das glaube ich weniger. Ich glaube aber, daß die Bereitschaft, nicht mehr etablierte Parteien zu wählen, so groß geworden ist, daß die Suche nach Alternativen dazu führt, daß die Leute auf dem rechten Spektrum alles mögliche wählen.

Wie in Baden-Württemberg beispielsweise die DVU. Es kommt also gar nicht so sehr darauf an, was für ein Angebot die Parteien tatsächlich unterbreiten.

Die Politikverdrossenheit treibt die Wähler zu den Republikanern — aber wenn die sich so dumm anstellen, werden die auch trotz der großen Politikverdrossenheit unter fünf Prozent sacken, ohne daß die etablierten Parteien einen Deut besser geworden sind?

Das wird ganz sicher die Entwicklung sein. Die jetzige Situation mit einigen Stadträten in Berlin wird dazu führen, daß sich die Republikaner unsterblich blamieren werden. Ihre Stadträte werden sich mit allem möglichen beschäftigen, nur nicht mit den eigentlichen Aufgaben des Amtes. Die wollen an die Fleischtöpfe ran, und der Rest wird sein, daß Lachnummern produziert werden. Die künftigen Rep-Stadträte werden ausschließlich damit beschäftigt sein, ihre Besoldung von knapp 10.000 Mark auszugeben und den Rest der Zeit damit zubringen, die ach so lieben Parteifreunde von den Futtertrögen fernzuhalten. Eine Beschäftigung mit Sachthemen steht da überhaupt nicht zu erwarten.

Schadet das der gesamten Rechten?

Ja, deshalb sehe ich diese Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das Gespräch führte Gerd Nowakowski

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