: Stippvisite beim Erzfeind
■ Staatschefs von Mosambik und Kenia in Südafrika/ Führt die Dürre zu Frieden in Mosambik?
Berlin (taz) — Auf der Rückfahrt vom Rio-Gipfel hat gestern der Präsident von Mosambik, Joaquim Chissano, in Südafrika Station gemacht und politische Gespräche geführt. Nach Kenias Staatschef Daniel Arap Moi, der am vergangenen Dienstag in Kapstadt mit Südafrikas Präsident F.W. de Klerk zusammentraf, ist er damit der zweite afrikanische Staatsbesucher in Südafrika seit 21 Jahren. Moi wollte ursprünglich ebenfalls gestern in Südafrika zwischenlanden und ANC-Präsident Nelson Mandela treffen. Das Treffen wurde jedoch vom ANC kurzfristig abgesagt.
Daß Chissano seinen ehemaligen Erzfeind besucht, ist ein weiteres Zeichen für die zunehmende Regionalkooperation im südlichen Afrika. Dem mosambikanischen Präsidenten geht es hauptsächlich um Lebensmittelhilfe für sein kriegs- und dürregeplagtes Land. In einigen Landesteilen sind dieses Jahr 90 Prozent der Ernte verlorengegangen. Mosambiks Regierung und UNO schätzen die Zahl der hilfsbedürftigen Mosambikaner in diesem Jahr auf 3,1 Millionen — 1,2 Millionen mehr als 1991. Doch aufgrund von Devisenmangel kann Mosambik derzeit keine Lebensmittel importieren. Chissano: „Es ist eine nationale Katastrophe.“
Die am schwersten dürrebetroffenen Regionen sind allesamt unter Kontrolle der gegen die Regierung kämpfenden Renamo-Guerilla, die lange von Südafrika bewaffnet wurde und für grausame Massaker an der Zivilbevölkerung berüchtigt ist. Mit zunehmender Wasser- und Nahrungsmittelknappheit fliehen die Menschen aus den von der Renamo gehaltenen Gegenden. Hunderttausende von Flüchtlingen sind an die Eisenbahnlinie gezogen, die von Mosambiks Küste landeinwärts nach Simbabwe führt und von simbawischen Truppen gesichert wird; dort werden Lebensmittel für die Länder im Inneren des südlichen Afrikas transportiert. Die an der Straße liegende Kleinstadt Chimoio ist von einer Normalbevölkerung von 50.000 auf das Zehnfache angewachsen.
Durch die Massenflucht ist die Renamo in eine schwierige Situation geraten — ihr laufen die Kämpfer weg. Bei der letzten Mittwoch in Rom begonnenen zehnten Verhandlungsrunde zwischen Regierung und Guerilla besteht daher nach Diplomateneinschätzung erstmals eine reelle Chance auf Einigung. Zur Diskussion steht jetzt ein Waffenstillstand noch in diesem Sommer, mit nachfolgender Demobilisierung und Bildung einer gemeinsamen Armee wie in Angola. D.J.
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