„zufällig bin ich verschont“

■ Dritte Auflage des WIR-Festes, Thema: Kurden in Deutschland

Die Kollegin lobte in höchsten Tönen, als im Februar eine internationale Künstler-Initiative mit einem rauschenden Fest ihre Stellungnahme zu den rassistischen Angriffen der vergangenen Monate abgab. WIR war das Fest benannt, in dessen Verlauf über 100 internationale KünstlerInnen in Form kurzer Appetithäppchen vorführten, wie vielfältig anziehend die Kultur dieser Welt ist. Deutsche und TürkInnen, TamilInnen und AfrikanerInnen, sie alle breiteten im Theater am Goetheplatz ein Stückchen ihrer Heimat aus und erfreuten sich nicht nur an der eigenen, sondern auch an der der anderen. Rund tausend Besucher, mindestens die Hälfte fremder Herkunft, eroberten sich die Ränge des Theaters und damit ein ganz neues Parkett. Toleranz durch Kenntnis, so hieß die Gleichung im Hinterkopf der OrganisatorInnen - der Grundgedanke war der, daß Rassismus nur auf Unkenntnis gut gedeihen kann. Das Fest, um es noch einmal kurz zu sagen, war ein Erfolg.

Und was so gut begann und dabei auch noch einem guten Zweck diente, das sollte auch eine modifizierte Neuauflage vertragen. WIR III heißt das Projekt mittlerweile und ist in einem kleineren Maßstab gehalten. Unter dem Titel „Flucht — Vertreibung — Exil, zufällig bin ich verschont“ geht es diesmal um die Kurden, jenes Volk ohne eigenen Staat, das seit Jahrzehnten von seinen Nachbarn mit Vernichtungsaktionen traktiert wird. Seit langen Zeiten schon leben viele Kurden in Deutschland, zum Teil in der dritten Generation. Die Lebenssituation der Kurden zuhause in Kurdistan und in Deutschland soll mit einer Foto-Ausstellung, die das Rahmenprogramm von WIR III bildet, ebenso verdeutlicht werden, wie die Gründe und Hintergründe ihrer Massenflucht.

Eine Gruppe von Mitarbeitern des Theaters am Goetheplatz hat zusammen mit kurdischen Jugendlichen und Erwachsenen ein buntes Abendprogramm erarbeitet, in dem kurdische Tänze, Lieder und Gedichte sich abwechseln mit deutscher Lyrik und Kurzprosa, die sich ebenfalls mit den Themen Emigration und Flucht befassen. Auch diesmal soll so Sensibilität für die in diesem Land fremden Ausdrucksformen der Kurden geweckt werden, soll die Grundlage geschaffen werden für gegenseitiges Verständnis, die Voraussetzung für ein menschliches Nebeneinander. step

“zufällig bin ich verschont“ ein deutsch- türkischer Theaterabend im Bremer Schauspielhaus, 22.6., 20 Uhr