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Stadtplanung aus Frauensicht

■ Stadtplanerinnen und Architektinnen suchen Wege zur frauengerechten Stadt

Sichere Straßen, Tunnel und Parkanlagen, selbstbestimmte Freiräume und menschenfreundliche Verkehrswege: Das sind einige der Vorstellungen der „Feministischen Organisation von Planerinnen und Architektinnen“ (FOPA). Der neue Verein will sich um frauengerechte Stadtplanung kümmern. „In der Bau- und Plannungswelt sind Frauen unterrepräsentiert“, stellt der Verein in seinem Konzept fest, „sie nehmen dort nur 1,3 Prozent der entscheidenden Positionen ein. Während der Ausbildung stellen sie zwar ein Drittel der Studierenden, aber der Anteil der eingetragenen Architektinnen beträgt nur noch fünf Prozent.“

Mit Vorträgen, Workshops und Ausstellungen will FOPA auch direkt an betroffene Frauen herantreten. Sie sollen aktiv am Planungsprozeß teilnehmen, ihre Vorstellungen und Ideen einbringen. Damit wäre nicht nur den Frauen geholfen, meint Meike Austmann-Frenz von der FOPA, „wir behaupten einfach, daß eine frauengerechte Stadt auch eine menschengerechte Stadt ist.“

Bisher sei die Planung durch männliche Interessen geprägt. Kein Wunder, daß zum Beispiel die vorwiegend männlichen und inklusive Dienstwagen zu 107 Prozent motorisierten Verkehrsplaner sich hauptsächlich um wirtschaftliche Interessen und weniger um die Bedürfnisse der zu Fuß gehenden Bürgerinnen kümmerten. Kritik hat die FOPA auch an der Wohnungsplanung. Der staatlich geförderte Wohnungsbau gehe an „neuen“ Wohnkulturen vorbei. Als Status Quo würden Familien mit vier Kindern angesehen — vergessen all die Wohngemeinschaften, Singles und alleinerziehenden Elternteile. Die Wohnungen zeichneten sich durch ausladend kleine Küchen und Kinderzimmer aus. Spielmöglichkeiten für Kinder und selbstbestimmter Freiraum für Fauen seien innerhalb sowie außerhalb der Wohnung kaum oder gar nicht vorhanden. Durch die Aufteilung der Stadt in Schlaf-, Einkaufs- und Arbeitsstätten steige die Gefahr für Frauen. Daher wäre es aus Sicht der FOPA sinnvoll, diese Teilung zumindest teilweise wieder aufzuheben.

In Bremen gibt es die FOPA erst seit Dienstag letzter Woche, in anderen Städten wie Dortmund oder Berlin schon seit mehreren Jahren. Die Mitarbeiterinnen sind zumeist selber Architektinnen, Landschafts- und Stadtplanerinnen, aber auch Sozial- und Geowissenschaftlerinnen sind unter ihnen vertreten. Noch stecken die FOPA-Frauen in den Anfängen ihrer Arbeit, aber Ideen gibt es jede Menge, angefangen bei Ortserkundungen zu Gewalträumen in der Stadt über politische Stellungnahmen zum städtebaulichem Geschehen bis hin zu Bildungsseminaren zum Thema. Loretta Ihme

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