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»Frauenförderrichtlinien« umstritten

■ Im Akademischen Senat der Freien Universität fiel noch keine Entscheidung/ Innerhalb von elf Jahren hat sich an der Situation der Frauen an der Uni nichts geändert/ Frauenbeauftragte für flexible Quoten

Dahlem. Der Entwurf der »Frauenförderrichtlinien« stieß im Akademischen Senat (AS) der Freien Universität (FU) auf heftige Kritik. Eigentlich sollte auf seiner Sitzung am vergangenen Mittwoch über diese Richtlinien, die als Ergänzung des Berliner Landesantidiskriminierungsgesetzes (LADG) gedacht sind, beraten und abgestimmt werden. Dies artete jedoch in eine Kontroverse über strittige Punkte aus, beispielsweise sahen einige Männer des AS darin eine Bevorteilung der Frauen. Den Entwurf der »Frauenförderrichtlinien« arbeitete die Frauenbeauftragte der FU, Christine Färber, zusammen mit verschiedenen Vertreterinnen aus zentralen Gremien und Personalvertretungen aus. Sie wenden sich damit gegen Diskriminierung von Frauen an der Universität.

Einer der Hauptstreitpunkte lag in der geforderten Quotierung. Nach Paragraph 2, Absatz 4, beispielsweise »sollen den Berufungskommissionen zur Hälfte Frauen angehören, mindestens müssen jedoch zwei Frauen vertreten sein«. Das fanden selbst einige Frauen des AS unrealistisch, weil es besonders in kleinen Fächern nicht so viele Professorinnen gebe. Auch Gremienarbeit nach diesem Muster ginge zu Lasten der Frauen, da sie einen Full-time-Job darstellten. Weitere Auseinandersetzungen gab es bei der Frage der Kinderbetreuung. Der Entwurf schreibe fest, daß Kindererziehung kein Kriterium sein dürfe, um die Qualifikation einer Frau zu beurteilen. Christiane Färber forderte deshalb, daß die Universität die Betreuung der Kinder bezahle. Die Frauenbeauftragte bemängelte in diesem Zusammenhang die langen Sitzungszeiten von Gremien.

Es ist hinreichend bekannt, daß der Studentinnenanteil an der FU inzwischen rund 50 Prozent beträgt, der Anteil von Professorinnen jedoch nur bei 9,1 Prozent liegt. Und daran konnte auch das mittlerweile elfjährige FU-Pilotprojekt »Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauenforschung und Frauenstudien« an der FU nichts ändern. Renate Rott, Mitglied im AS, kritisierte heftig, daß sich in diesem Zeitraum der Professorinnen-Anteil nur um 1,3 Prozent erhöhte.

Ein Vorschlag, den Mangel zu beheben, besteht in dem sogenannten »Kaskadenmodell«. Frauenförderung soll da verstärkt stattfinden, wo wenig Frauen studieren. Sie werde immer an der jeweils vorhergehenden Qualifikationsstufe gemessen. Damit sei eine flexible Quotierung gewährleistet. Die Mitglieder des Akademischen Senats quälten sich durch die ersten fünf von insgesamt 33 Paragraphen. Bei einem Meinungsbild fiel das Ergebnis vorerst positiv für den Entwurf aus. Eine endgültige Verabschiedung der Frauenförderrichtlinien soll auf der kommenden Sitzung des AS in zwei Wochen erfolgen. sl

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