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Schwere Anklage gegen südafrikanische Polizei

Johannesburg (ap) - Die südafrikanische Polizei ist am Freitag vor einer Untersuchungskommission über das Massaker von Boipatong von einem Wachmann schwer belastet worden. Bei dem Überfall vom 17. Juni waren mehr als 40 Menschen getötet worden. Mandla Mngomezulu, Wachmann bei der Greenside Kohlegrube in Ogies, sagte dem Regierungsausschuß, daß an jenem Abend bewaffnete Polizisten in das 130 Kilometer entfernte Boipatong transportiert wurden und dort an dem Massaker beteiligt gewesen seien.

Auf die Frage, woher er das wisse, antwortete Mngomezulu, er habe sich mit einem der Polizisten, Jerimiah Sikando, unterhalten, der zwei Tage nach dem Massaker unter Tränen von der Ereignissen in Boipatong berichtet habe. Sikando habe gleichzeitig die Befürchtung geäußert, daß seine Kollegen ihn tätlich angreifen könnten, weil er sich nicht an dem Massaker beteiligt habe.

Nach einer Gegenüberstellung mit Sikando sagte Mngomezulu, dieser bestreite nunmehr, daß Polizei an dem Massaker beteiligt gewesen sei. 40 der in Boipatong eingesetzten Polizisten sollen Mitglieder der paramilitärischen „Koevoet“ (Kuhfuß) Truppe gewesen sein, die beim Kampf gegen die Befreiungsbewegung im heutigen Namibia mit besonderer Brutalität gegen SWAPO- Anhänger vorgegangen war.

Der Untersuchungsausschuß zur Aufklärung politischer Verbrechen, die sogenannte Goldstone-Kommission, wird seit 1991 von Richter Richard Goldstone geleitet. Einwohner von Boipatong und der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) haben wiederholt erklärt, daß der Überfall von Zulus aus einem benachbarten Arbeiterheim unternommen wurde. Sie seien von der Polizei zum Tatort transportiert worden. Die Polizei hat das dementiert, räumte aber ein, daß 40 ehemalige Mitglieder von Koevoet bei der Greenside-Mine in Ogies Dienst tun. Mitglieder der Goldstone-Kommission besuchten die Grube am Mittwoch und fanden dort Kisten mit Gewehren und Munition.

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