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Kämpfe in Ossetien und Moldowa

■ Friedensinitiativen ohne Erfolg/ Gefechte auch in Karabach/ Angeblich hundert Tote in Tadschikistan

Moskau/ Kischinjow/ Eriwan (dpa/afp) — Die jüngsten Friedensinitiativen für die Konfliktherde in den früheren Sowjetrepubliken Moldawien, Georgien und Aserbaidschan bleiben weiter wirkungslos. Bei Kämpfen in der moldowanischen Dnjestr-Region (Transnistrien), im georgischen Süd-Ossetien und der armenischen Kaukasusenklave Berg-Karabach in Aserbaidschan gab es am Wochenende zahlreiche Tote und Verletzte.

Nach heftigem Beschuß georgischer Einheiten auf Zchinwali, der Hauptstadt Süd-Ossetiens, und Dörfer der Umgebung war die Chance für den Beginn einer Feuerpause an diesem Montag sehr gering. Der Waffenstillstand war in der vergangenen Woche von Rußland, Georgien sowie Süd- und Nord-Ossetien ausgehandelt worden. Das von Georgien verwaltete Süd-Ossetien will sich mit dem in Rußland gelegenen Nord-Ossetien vereinen.

Auch die Konfliktparteien in der moldowanischen Dnjestr-Region mißachteten am Wochenende eine von den Präsidenten Rußlands, der Ukraine, Rumäniens und Moldowas beim Schwarzmeer-Gipfel in Istanbul vereinbarte Feuerpause. Nach offiziellen Angaben starben 16 Menschen; 21 wurden verletzt. Am Samstag abend traf eine UNO-Delegation in Kischinjow ein, die sich im Auftrag von UNO-Generalsekretär Boutros Ghali in den Kampfzonen über die Lage der Zivilbevölkerung informieren soll. Rund 20.000 Menschen sind auf der Flucht.

Vor der geplanten dritten Runde der Vorbereitungsgespräche über eine Berg-Karabach-Friedenskonferenz heute in Rom gingen auch die Kämpfe zwischen armenischen und aserbaidschanischen Einheiten weiter. Die Presseagentur von Berg-Karabach ('kan‘) teilte am Sonntag mit, die aserbaidschanische Armee habe in der Nacht zuvor in den Bezirken Askeran, Gadrut und Martuni großangelegte Attacken gestartet. Unter Berufung auf das Verteidigungsministerium Aserbaidschans meldeten 'Interfax‘ und 'Itar-Tass‘, armenische Einheiten aus Berg-Karabach hätten am Samstag und Sonntag im Bezirk Agdam Dörfer mit Raketen und Artillerie angegriffen.

In Tadschikistan sollen am Samstag mehr als hundert Menschen bei einem Angriff islamischer Oppositionstruppen auf eine Kolchose getötet worden sein. Weitere 1.500 Personen seien verletzt worden, berichtete das zentrale Fernsehen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Die islamischen Kämpfer seien mit über 1.500 Schnellfeuergewehren, drei gepanzerten Fahrzeugen und einem Panzer gegen die Dörfer der Genossenschaft im Süden der Republik vorgegangen. OMON-Sondereinheiten (die früheren Spezialtruppen des sowjetischen Innenministeriums) hätten versucht, die Kämpfe unter Kontrolle zu bringen, beide Seiten hätten allerdings Verstärkung herbeigerufen.

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