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Gauck-Behörde: Stasi bei Radio-Bremen

■ Brief an „Übervater Honecker“ denunzierte Showmann Lippert

TV-Entertainer Wolfgang Lippert ist 1988 von einem Mitarbeiter von Radio Bremen bei der Stasi denunziert worden. Dies geht aus einem Brief hervor, den die Gauck-Behörde am Mittwoch in Berlin der Enquete-Kommission des Bundestages zur Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit vorlegte. 1988 war der Künstler zwei Wochen nach einem Auftritt in Bremen vom DDR-Fernsehen fristlos entlassen worden.

In dem Brief hatte der Mitarbeiter von Radio Bremen vermerkt, die DDR habe einen –besseren Kulturbotschafter“ als Lippert verdient. Lippert habe bei dem Auftritt den damaligen DDR-Staats-und Parteichef Erich Honecker als –senilen Betonkopf“ bezeichnet.

Enquete-Kommissionsmitglied Gerd Poppe vom Bündnis 90: „Der Brief ist nur ein Beispiel unter vielen für die Arbeit der Stasi im Westen.“ Solche Funde würden sich laufend bei der Gauck-Behörde ergeben. Radio Bremen teilte unterdessen mit, der Sender könne aufgrund derzeitiger Erkenntnisse eindeutig ausschließen, daß es sich in diesem Fall um einen Mitarbeiter Radio Bremens gehandelt habe. Poppe dagegen ist sicher: aus dem Schreiben ginge zweifelsfrei hervor, daß es ein Hörfunkjournalist des Bremer Senders gewesen sei, der via Stasi persönlich an Erich Honecker geschrieben hatte. Poppe: „Der ganze Tonfall ist unglaublich devot. Da wendet sich jemand an seinen eigentlichen Übervater.“

David Gill, Sprecher der Gauck- Behörde, möchte nichts zu der Frage sagen, ob es nun ein freier oder ein fest angestellter Mitarbeiter des Senders gewesen ist. dpa/taz

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