: HEUTE IM SCHLACHTHOF: Fugazi & Alloy Ohne Mätzchen
Wohl keine andere Band hat mit ihrer Musik und Lebenseinstellung so viele andere Gruppen beeinflußt wie Fugazi aus Washington D.C. Das Quartett vermischt den in die Jahre gekommenen Hardcore mit groovendem Beat, intelligenten Texten und einem unerschöpflichen Fundus an Ideen. Aber nicht nur ihr wegweisender Sound ließ die Musikwelt aufhorchen. Auch das konsequente Durchziehen einer politischen Grundhaltung stößt immer wieder auf Bewunderung und Unverständnis. Fugazi haben die Korrektheit mit Löffeln gefressen. Als vegatarisch lebende Nichtraucher und Abstinenzler passen sie nicht im geringsten in das liebgewordene „Sex, Drugs, Roch'n'Roll“-Klischee. Trotz ihres weltweiten Erfolges bestehen Fugazi darauf, jede Kontrolle über die Band selbst in der Hand zu behalten. Ihre Platten erscheinen auf dem eigenen Label, Touren werden selbst gebucht und einen Manager, ohne den inzwischen keine Provinzband auskommt, brauchen sie auch nicht. Fugazi machen alles selbst und beschränken sich auf das Wesentliche. Interviews mit Hochglanzgazetten lehnen sie ebenso ab wie die Zusammenarbeit mit Großvertrieben oder die Produktion von T-Shirts, Schals, Postern, Zahnbürsten und anderem Nippes mit Bandlogo. Werbung gibt es nur mit Bandnamen und Plattentitel, und auch liveverzichten Fugazi auf überflüssige Mätzchen. Weder pompöse Bühnenshow mit Feuerzauber noch einstudierte Ansagen a la U2 gehören zum Repertoire; nicht einmal für die Gitarren werden Effektgeräte genutzt.
Neben dem Headliner und den deutschen Tech Ahead erklimmt aber noch eine weitere Band für gehobene Ansprüche die Bühne der Kesselhalle: Alloy, die eine bewegte Vergangenheit aufweisen können. Bis vor kurzem nannte sich die Gruppe noch Jones Very, und neben dem Hardcore-Fossil und Hobby-Historiker Vic Bondi (Ex-Assault&Battery, Ex-Articles of Faith, Ex-marginal Man) sind noch sind noch ehemalige Leute von Dag Nasty und Uniform Choice beteiligt. Mit ihrer Hardcore-Geschichte gehören Alloy zu einer Szene, die mit ihren älteren Fans gereift ist. Musik und Texte mit Aussagen treten wieder in den Vordergrund, um das „Schneller-Härter-Lauter“- Prinzip abzulösen. Hardcore öffnet sich in alle musikalischen Stilrichtungen und wird nicht nur für eingefleischte Fans wieder interessant. Da werden Bad Religion und ähnliche Pseudo-Bands schnell vergessen sein. StErn
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