: Kunst zum Ausschneiden
■ Der Startschuß: Ein Rundweg durch die Weserburg in 13 Stationen (1)
hierhin bitte das Foto
von der Pistole
mit Gemälde dahinter
“Der Garten der Pfade, die sich verzweigen“ nennt Jorge Luis Borges eine verwickelte Kriminalgeschichte, in der der Leser auf verschlungenen Pfaden in ein fiktives Labyrinth gelockt wird, „in dem alle Menschen sich verirren sollten“. Damit es Ihnen in der Weserburg nicht ähnlich ergeht, führen wir Sie in zunächst 13 Folgen von einem Abenteuerchen zum andern.
Im 1. Stock wird der Besucher unmittelbar, wenn er aus dem Fahrstuhl oder dem Treppenhaus kommt, mit einer riesigen Pistole konfrontiert. Die flach auf dem Museumsboden liegende Skulptur stammt von dem Berliner Künstler Olaf Metzel. Ihre Oberfläche ist rostig, fleckig und stumpf, die Farben wechseln von Grau-Blau zu Rot- Braun und Schwefelgelb. Der flache Hohlkörper ist von kreisrunden Löchern durchbrochen, die an die Perforierung erinnern, mit welcher Pässe oder Sparbü
cher für ungültig erklärt werden.
Die Bedrohlichkeit dieser Waffe ohne gültige Funktion erfährt der Betrachter mit zunehmender Entfernung vom Objekt: Sich umblickend, sieht er sich plötzlich in der Zielrichtung des Pistolenlaufs stehen; die dunkle Öffnung der Mündung zieht den Blick magisch zurück.
Ideal-Modell PK/90 nennt Olaf Metzel sein Werk; es ist ein Symbol des Todes und der Zerstörung. Durch die Übergröße, die rohen Nähte der Gußstellen und die scharfen Kanten distanziert sich das Kunstwerk entschieden vom plastischen Nippes und der Niedlichkeit des Spielzeugs, verweist raumbeanspruchend auf seine „bildhauerische“ Qualität. Die Masse und Rauheit der Skulptur, ihre spröde Ästhetik, die alles Betulich-Erbauliche von sich weist, fordert zu weiterer Deutung heraus, insbesondere im Umfeld der sie umgebenden Bilder. Achten Sie mal speziell darauf. Christine Breyhan
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen