Sonderstatus für Quebec

■ Einigung über Verfassungskompromiß in Kanada

Ottawa (ap) - Die kanadische Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der neun englischsprachigen Provinzen haben sich geeinigt, dem französischsprachigen Quebec einen Sonderstatus zu gewähren. Sie vereinbarten am Dienstag ein Reformpaket, in dem Quebec als eigenständige Gesellschaft anerkannt und ihm ein Vetorecht bei der Reform von Bundesinstitutionen zugebilligt wird. Das Bundesparlament, die Abgeordnetenhäuser der Provinzen und Quebec, das die Verhandlungen boykottiert hatte, müssen dem Kompromiß zur Beilegung des Verfassungsstreits noch zustimmen.

Quebec hatte mit einer Abspaltung gedroht, falls die englischsprachigen Provinzen ihm keinen Sonderstatus zugestehen würden. Am 26. Oktober wird Quebecs Ministerpräsident Robert Bourassa in seiner Provinz ein Referendum über Autonomie oder Abspaltung abhalten, wie es das Gesetz erfordert.

Die Übereinkunft sieht außerdem die Selbstverwaltung der Eskimos und Indianer, eine Reform des Senats sowie den Abbau von Handelshemmnissen zwischen den Provinzen vor. Sie enthält damit alle Elemente des Lake-Meech-Abkommens, das im Juni 1990 in den Provinzparlamenten scheiterte. Das Lake-Meech-Abkommen gewährte Quebec bereits einen Sonderstatus, um ihm so die Unterschrift unter die 1981 von allen anderen Provinzen angenommene Verfassung zu ermöglichen. Verfassungsminister Joe Clark sprach bei der Bekanntgabe des Abkommens von einem historischen Tag.