Bremer Hotel gewinnt Umweltpreis

■ Lohn der guten Tat: Hotel zur Post wird Pate des Regenwaldes

Direkt dem Bahnhof gegenüber liegt es: Das Hotel zur Post, Gewinner des ersten „Best Western Umweltschutzwettbewerbs 1992“. Unter 86 deutschen Best Western Hotels — eine Kooperationsorganisation privater Hoteliers — wählte eine Jury aus internationalen Fachleuten das Bremer 4-Sterne-Hotel durchaus werbewirksam zum umweltfreundlichsten deutschen Best Western Hotel.

„Umweltschutz fängt schon in Ihrem Badezimmer an,“ klärt ein Hinweisschild in den Hotelzimmern Zur Post die Gäste auf. Um „Tonnen an Waschmitteln“ zu sparen, sollen die Gäste zum Beispiel ihre Handtücher mehrfach verwenden statt sie täglich in die Wäscherei zu geben, freiwillig versteht sich. Und aus den Duschhähnen fließen nur acht Liter pro Minute statt der üblichen 15 bis 18. Raffinierte Duschdüsen versprühen diese acht Liter so geschickt, „daß die Gäste die Wassereinsparung überhaupt nicht bemerken,“ erzählt der stolze Hotelier Fritz Rößler. Denn ist bei allem guten Willen klar: „Hotelgäste sind grundsätzlich bereit, etwas für die Umwelt zu tun, aber es darf nicht auf Kosten des Komforts gehen.“

Also gilt natürlich auch im preisgekrönten Hotel: Toilettenpapier muß weich und anschmiegsam sein, Wäsche blütenweiß und wohlriechend, Warmwasser endlos vorhanden und die Räume je nach Saison angenehm warm oder kühl — und all das auch noch umweltfreundlich und wirtschaftlich.

„Wenn man Ökologie richtig verwendet, ist sie auch okönomisch tragbar,“ räumt Hotelier Fritz Rößler für sich den Gegensatz von Ökologie und Ökonomie aus dem Weg. Vor allem die supermodernen technischen Anlagen, wie ein energiesparendes Blockheizkraftwerk und eine vollkommen FCKW-freie Klimaanlage, kompensieren durch ihre Sparsamkeit die hohen Kosten für die bis zu 30 Prozent teureren umweltfreundlichen Reinigungsmittel und das Recycling-Toilettenpapier.

Zwar mußte zum Beispiel für die umweltfreundliche Klimaanlage — die statt der giftigen Kühlmittel Kühlwasser benutzt — rund 600.000 Mark investiert werden. Doch angesichts der hohen Energieeinsparungen sind die Kosten bereits nach fünf Jahren wieder ausgeglichen.

Angefangen hat alles mit dem Umweltengagement der Hotelierin Bettina Rößler, die nicht länger nur Parolen verkünden, sondern auch im eigenen Betrieb etwas für die Erhaltung der Umwelt tun wollte. Schon seit drei Jahren gehört der Tagungsordnungspunkt „Umwelt“selbstverständlich zu den wöchentlichen Besprechungen im MitarbeiterInnenkreis. Über ein Jahr lang suchte das Hotel nach einen Bauern, der bereit war, Lebensmittelabfälle der Hotelküche abzuholen und sie der Tierfütterung zuzuführen — wöchentlich immerhin sechs große Abfalltonnen.

Für ihr überdurchschnittliches Engangement in Sachen Umweltschutz wurden die Hoteliers Bettina und Fritz Rößler nicht etwa mit einem Geldpreis oder einer Traumreise ausgezeichnet, sondern mit einer „Urwaldpatenschaft“ über 5.000 Quadratmeter des bedrohten tropischen Regenwaldes in Costa Rica. Hotelier Rößler: „Dort kann ich nicht mein Haus bauen, sondern die Übereignung schützt dieses Stück Regenwald vor Abholzung und Vernichtung.“ sim