: Kreuzung kommt ans Wohnzimmer
■ Knotenpunkte an der Neuenlander Straße sollen ausgebaut werden
Auf die Neustadt kommt ein neuer Konflikt zwischen Ortspolitikern und Senat zu. Dieser hat die Stadtbürgerschaft in der letzten Sitzung darüber informiert, daß die Neuenlander Straße in den Bereichen B 75/Carl-Franke-Straße, an der Friedrich Ebert-Straße und an der Langemarckstraße sechsspurig ausgebaut werden soll. Der Beirat und die Neustädter SPD laufen Sturm dagegen.
„Wir werden nicht zulassen, daß der Verkehr bei den Anwohner der Neuenlander Straße direkt vor das Wohnzimmer geführt wird“, kündigte der Ortsvereinsvorsitzende der Neustädter SPD, Hans-Dieter Kahrs an. Wenn die Kreuzungsbereiche sechsspurig erweitert würden, müßten die Nebenfahrbahnen, die derzeit noch als Temp-30-Zonen parallel zur Neuenlander Straße laufen, aufgelöst werden. „Eine Zumutung für die Leute, die da wohnen“, erklärte Kahrs. Und auch im Beirat ist man nicht begeistert von den Bauplänen. „Wir haben uns schon vor mehreren Monaten dagegen entschieden“, erklärte die Sprecherin des Bauausschusses im Beirat, Janne Müller (Grüne).
Die Straßenbauer bestehen auf der Erweiterung. Kreuzungen, argumentieren sie, stören den fließenden Verkehr. Durchschnittlich müßten auf den zur Debatte stehenden Kreuzungen etwa 2.500 Autos passieren, derzeit sind es weniger als 50 Prozent. Der Verkehrsknoten, so die Straßenplaner, wird in dem Augenblick entwirrt, in dem eine neue Spur hinzukommt und mehr Autos pro Grünphase die Durchfahrt gestattet. Ein Rechenbeispiel: Pro 30 Sekunden Grünphase passieren 15 Autos pro Spur. Bei drei Spuren wären es 45 Autos, also 30 Prozent mehr.
Offiziell soll die Kreuzungserweiterung die Verkehrsanbindung zum Güter-Verkehrszentrum verbessern. Nach den Plänen des Amtes für Straßen- und Brückenbau wird derzeit für den ersten Bauabschnitt, Neuenlander Straße/Carl-Franke Straße und Friedrich-Ebert-Straße, eine Umweltverträglichkeits-Studie erstellt. „Wir gehen davon aus, daß wir noch in diesem Sommer das Planfeststellungsverfahren einleiten können“, erklärte der Leiter des ASB, Horst Bullermann. Der zweite Kreuzungsbereich Langemarckstraße soll ein halbes Jahr später folgen. „Wie lange das dauert, kann man nicht sagen“, weiß Bullermann um die Dauer eines solchen Verfahrens, „denn Straßenbau ist heute immer und überall umstritten.“
Beim Planfeststellungsverfahren will auch die Neustädter SPD ansetzen. „Wir werden die Bürger gezielt auffordern, Widerspruch einzulegen“, kündigte Kahrs an. Als Alternative schlägt er den Ausbau der Richard-Dunkel-Straße und eine Anbindung des Neuenlander Ringes an die Senator-Apelt vor. Doch die ist dem Senat zu teuer, weil er dafür ein altes Firmengrundstück samt Altlasten kaufen müßte. mad
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