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Die erste Präsidentin seit 182 Jahren

■ Marlis Dürkop wurde gestern zur Präsidentin der Humboldt-Universität gewählt

Berlin (taz) — Zur Präsidentin der Humboldt-Universität wurde gestern die Sozialwissenschaftlerin Professorin Marlis Dürkop gewählt. Die Berliner Abgeordnete von Bündnis 90/ Grüne erhielt schon im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit. Mit 32 von insgesamt 60 Stimmen ist sie damit die erste Frau an der Spitze der 182jährigen Berliner Traditionsuniversität— und zudem die erste Präsidentin einer deutschen Hochschule mit feministischem Forschungsansatz. Ihr härtester Konkurrent, der SPD-Bundestagsabgeordnete Glotz, erhielt nur 21 Stimmen im Konzil der Hochschule. Der einzige Hauskandidat, der Chemieprofessor Zschunke, bekam ganze sechs Stimmen.

Die ehemalige Rektorin der Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik überzeugte durch ihre profunden Kenntnisse der hochschulpolitischen Landschaft. Die 53jährige gilt als vehemente Kritikerin des Berliner Wissenschaftssenators Manfred Erhardt (CDU). Entgegen dessen Konzept einer administrativen Erneuerung der Humboldt- Universität, berücksichtigt Marlis Dürkop ausdrücklich die Reformansätze aus der Universität selbst. „Das Personalproblem muß mit Anstand, Würde und Fingerspitzengefühl gelöst werden — das kann man mit Frau Dürkop“, sagte der zum ersten Vizepräsidenten gewählte Mathematiker Bernd Bank. Die angehende Präsidentin der Humboldt-Universität wird ihr Mandat im Berliner Abgeordnetenhaus niederlegen.

Peter Glotz wäre die Niederlegung seines Parlamentsmandats offenbar schwergefallen. Bei der Kandidatenanhörung am Montag hatte er gesagt, daß er „nach rechtlicher Analyse“ durch die Bundestagsverwaltung auf seinen Sitz im Bundestag verzichten würde. Dazu kommt es jetzt nicht. Skeptisch äußerten sich Vertreter der Universitätsklinik Charité. „Wir haben schon den Eindruck, daß sie sich bemühen wird“, meinte der Dermatologieprofessor Hans Meffert. „Das Problem ist nur ihre Zugehörigkeit zur Alternativen Liste.“ Marlis Dürkop selbst hatte am Montag als Schwergewichte ihrer Arbeit die Behauptung der Humboldt-Universität in der Berliner Hochschullandschaft genannt. Sie setzte sich — wie Glotz — für eine Erneuerung des Bildungsanspruchs der Universität ein. Zum 200jährigen Jubiläum im Jahr 2010 solle die Humboldt-Uni eine Festschrift zur Universitäts-Idee vorlegen. cif

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