: Zusammenlegung für Hamadi-Brüder
■ Bundesregierung erwirkte nach der Freilassung deutscher Geiseln im Libanon Hafterleichterungen
Frankfurt/Main (dpa) — Für die Freilassung der beiden deutschen Geiseln Thomas Kemptner und Heinrich Strübig hat es offensichtlich doch ein politisches „Gegengeschäft“ gegeben: Einen Monat nach der spektakulären Freilassung aus den Händen des libanesischen Hamadi-Clans sollen die inhaftierten Hamadi-Brüder Mohammed Ali und Abbas in Saarbrücken zusammengelegt werden. Dies bestätigte der saarländische Regierungssprecher Jochen Flackus.
Seit die beiden deutschen Geiseln nach mehr als dreijähriger Gefangenschaft am 17. Juni in Beirut Kanzleramtschef Bernd Schmidbauer übergeben wurden, waren die Gerüchte über einen „politischen Deal“ zugunsten der Hamadi-Brüder nie verstummt. Mit Hinweis auf die rechtsstaatliche Trennung von Regierung und Justiz wurden Vereinbarungen über eine Hafterleichterung offiziell immer dementiert. Ursprünglich wollte die Hamadi-Familie die deutschen Mitarbeiter einer Hilfsorganisation nur im Austausch gegen ihre beiden in Saarbrücken und Schwalmstadt (Hessen) unter anderem wegen Mordes und Geiselnahme einsitzenden Familienmitglieder freilassen.
Über den Zeitpunkt der Zusammenlegung machte der saarländische Regierungssprecher keine Angaben. Die beiden 28- bzw. 32jährigen Brüder erhielten allerdings keine gemeinsame Zelle, wurde betont. In Bonn erklärte eine Regierungssprecherin, die Bundesregierung habe die zuständigen Landesjustizbehörden gebeten, Möglichkeiten der Hafterleichterung für die Hamadi- Brüder zu prüfen. Diese Prüfung sei offensichtlich zu einem positiven Ergebnis gekommen, hieß es diplomatisch.
Nach Darstellung des 'Spiegel‘ hat die Enttarnung eines mutmaßlichen iranischen Agenten im Bundespresseamt bei der Beendigung des Geiseldramas eine wesentliche Rolle gespielt.
Mit der Überführung des iranischen Spions Mitte Mai habe das Kanzleramt ein Druckmittel gegen Teheran in die Hand bekommen. Falls der Iran seinen Einfluß im Libanon zugunsten von Kemptner und Strübig geltend mache, sollte der Spionagefall laut 'Spiegel‘ „nicht allzu hoch bewertet“ werden.
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