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Sensibilität gleich null

KOMMENTAR

Sensibilität gleich null

Hamburgs Innensenator Werner Hackmann (SPD) setzt sich für Kriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina ein. Er unterstützt seinen nordrhein-westfälischen Amtskollegen Herbert Schnoor (SPD), der den Bundesinnenminister aufgefordert hat, den Visumszwang für die Opfer des Bürgerkriegs rund um Sarajevo aufzuheben. Was solche Appelle bewirken können, schätzt Hackmann freilich realistisch ein: Rudolf Seiters (CDU) wird sich einen feuchten Kehricht darum scheren. Die Sensibilität für eklatante Verstöße gegen die Genfer Flüchtlingskonvention tendiert in Bonn ohnehin gen null.

Dieselben Innenminister, die bei Seiters Protest gegen die Einreisebeschränkungen angemeldet haben, sorgen daheim dafür, daß die Angehörigen der Bosnier und Herzegowiner an der Bürokratie verzweifeln. Die Hamburger Ausländerbehörde schreibt „keine Auskunft“ auf ihre Fahnen. Gebürtige Jugoslawen, die den deutschsprachigen Aushang über die Visa-Beschaffung nicht verstehen oder am Ende eine Frage stellen wollen, werden von vorbeihastenden Sachbearbeitern ebenfalls mit der Losung „keine Auskunft“ abgefertigt. Wer die Bedingungen für eine sogenannte Vorabzustimmung der Ausländerbehörde nicht auf Anhieb erfüllt, kann seine Verwandten nicht aus dem Sperrfeuer der serbischen Milizen herausholen. Ein zusätzlich eingesetzter Pulk ratgebender Beamter könnte im Bieberhaus ein Minimum an Menschlichkeit aufrecht erhalten, die Visa- Formalitäten erklären und mit dafür Sorge tragen, daß die Kriegsflüchtlinge nicht buchstäblich am langen Arm der Bürokratie verhungern. Lisa Schönemann

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