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Standpunktfrage

■ betr.: "Erde der Frauen", taz vom 2.7.92

betr.: „Erde der Frauen“ von Ulrike Helwerth, taz vom 2.7.92

Als Freiburger „Terre des femmes“- Gruppe möchten wir darauf hinweisen, daß „Terre des femmes“ zwar eine bundesweite Frauenorganisation ist, jedoch keine einheitliche Politik vertritt und betreibt. Zum Punkt „Rote Zora“ möchten wir nur kurz anmerken, daß wir es nicht für nötig fanden und finden, uns von deren Aktionen zu distanzieren.

Es ist uns sehr wichtig klarzumachen, daß die Aufforderung zu einer Auseinandersetzung mit einem Thema wie „Klitorisbeschneidung“ von betroffenen beziehungsweise aus den entsprechenden Herkunftsländern kommenden Frauen ausgehen muß. Ob dies geschehen ist, geht aus dem Artikel nicht hervor. Sonst ist der Vorwurf des Kulturimperialismus, des Eurozentrismus und des Rassismus sehr wohl berechtigt. Oder ist es etwa umgekehrt vorstellbar, daß beispielsweise Frauen in Kenia eine Kampagne gegen die unmenschliche Isolation deutscher alter Menschen (meist Frauen) in Altersheimen und Psychiatrien starten? — Ein Mißstand, auf den uns zum Beispiel afrikanische Frauen aufmerksam machen. Es geht uns nicht um eine Verharmlosung; aber es geht sehr wohl daraum, in Relationen zu setzen, Hintergründe und Zusammenhänge miteinzubeziehen und deutlich zu machen, von welchem Standpunkt aus wir argumentieren. Vom Frauenhandel profitiert unser Staat nicht schlecht, deshalb besteht hier auch kaum ein Interesse an strafrechtlicher Verfolgung. Wenn eine Afrikanerin aber wegen Klitorisbeschneidung zu fünf Jahren Knast verurteilt wird (welcher Frauenhändler ist je zu so einer hohen Haftstrafe verurteilt worden?), können wir und der Staat dem leicht zustimmen und uns überheblich darüber stellen (nach dem Motto: in unserer „zivilisierten“ Gesellschaft gibt es so etwas Schreckliches ja nicht). Der Vorwurf des Rassismus ist dann sehr wohl berechtigt. [...] Terre des femmes, Freiburg

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