: Kroatien nimmt keine Flüchtlinge mehr auf
Zagreb (AFP) — Die kroatische Regierung will keine weiteren Flüchtlinge mehr aufnehmen. Alle neuankommenden Personen aus Bosnien- Herzegowina würden von nun an an die italienische, slowenische oder österreichische Grenze gebracht, hieß es gestern in einer Regierungserklärung.
Derzeit leben in Kroatien mehr als 300.000 Flüchtlinge aus Bosnien. 264.000 davon stammen aus Kroatien und haben wegen des Bürgerkriegs ihre Häuser verlassen. Am vergangenen Wochenende seien zudem weitere 20.000 Bosnier nach Kroatien geflohen. Zagreb habe bislang aber noch nicht „einen Dollar“ internationaler Finanzhilfe für die Unterbringung der Flüchtlinge erhalten.
In Slowenien ist die neue Linie der kroatischen Regierung in bezug auf die Flüchtlingspolitik auf heftige Kritik gestoßen. Der stellvertretende slowenische Ministerpräsident, Joze Pucnik, sagte der Beschluß sei einseitig gefaßt worden. Pucnik erklärte sich auch über das Ergebnis der drei internationalen Konferenzen zum Flüchtlingsproblem enttäuscht. Die Konferenzen in Wien, Zagreb und Ljubljana hätten außer Versprechungen nichts gebracht. Die abweisende Haltung Europas gegenüber den Flüchtlingen sei enttäuschend. Auch Slowenien ist nach Auffassung Puvniks mit 63.000 Flüchtlingen an die Grenze seiner Aufnahmekapazität gestoßen. Slowenien habe bereits enorme Schwierigkeiten, die grundlegendsten Bedürfnisse dieser Flüchtlinge zu erfüllen, erklärte Puvnik. Es habe angesichts dieser Lage lediglich die Möglichkeit, die Flüchtlinge an seiner Grenze zurückzuweisen, sie nach Österreich oder Italien zu schicken.
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