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Filmfest nicht in den Zeise-Hallen

■ Ottenser Medizienzentrum wird nicht rechtzeitig zum Filmfest fertig / Filmfest-Chefin Rosemarie Schatter hat Alternativen parat / Filmhausleiter Holger Kiehne will Zeise-Hallen noch in diesem Jahr...

wird nicht rechtzeitig zum Filmfest fertig/Filmfest-Chefin Rosemarie Schatter hat Alternativen parat/Filmhausleiter Holger Kiehne will Zeise-Hallen noch in diesem Jahr beziehen

Das erste Hamburger Filmfest vom 30. September bis 4. Oktober 1992 sollte gleichzeitig die glanzvolle Premiere für die renovierten Gemäuer der Zeise-Hallen, des neuen Hamburger Film- und Medienzentrums, werden, doch daraus wird nun definitv nichts.

Inzwischen geht auch Rosemarie Schatter, die künstlerische und organisatorische Leiterin des Filmfestes, das aus den Hamburger Kinotagen und dem Europäischen Low Budget Film Forum hervorging, nicht mehr davon aus, daß die Zeise- Halle zu den diesjährigen Austragungsorten des Film Festes gehören wird. Der Einzug in die Zeise-Hallen hatte ja bekanntlich schon Ende des letzten Jahres erfolgen sollen, sich aber wegen Parkplatzproblemen und des verseuchten Bodens der alten Fabrikhallen immer wieder verzögert. Immerhin hatte Ende 1991 Kultursenatorin Christina Weiss den Grundstein gelegt.

Für das Filmfest hat Rosemarie Schatter bereits Alternativen gefunden, so daß es nicht sang- und klanglos wie das Low Budget Forum im letzten Jahr abgesagt werden muß. Folgende Kinos werden das Filmfest nun präsentieren: Abaton, Alabama, Metropolis, Holi, Studio, Thalia und 3001.

„Mehr als ungut“, findet Jürgen Fabritius, der Geschäftsführer der Zeise-Kino GmbH, die ihm undurchsichtig erscheinenden Verhandlungsmodalitäten und die Verzögerungen beim Bau. Die seien zwar angesichts der alten Bausubstanz verständlich, aber er habe auch verlässlichere Terminangaben des Bauherrn erwartet. Vor einem Jahr sei es für die Zeise-Kino GmbH nicht absehbar gewesen, daß die Halle nicht fertig würde.

Doch inzwischen gingen die Verzögerungen so weit, daß der gute Ruf des neuen Kinos schon vor der Eröffnung gefährdet werden könnte. Fabritius gestern zur taz: „Solange der Rohbau nicht übergeben ist, sind wir nicht bereit, für einen Eröffnungstermin zu garantieren.“ Jetzt wolle sich Fabritius allerdings auf die Zusage des Bauherrn, der Detmolder Investment- Firma Prokom, der auch das Filmhaus und das Restaurant Eisenstein gehört, verlassen, daß die Übergabe des Rohbaus in wenigen Wochen erfolgt. Der Innenausbau könne dann bis Ende Oktober fertig werden, und das Programm mit dem 1. November beginnen.

Das Unternehmen Zeise-Kino GmbH, das sich aus drei Gesellschaftern zusammensetzt - die Münchner Prokino, das Berliner Sputnik-Kino samt Verleih und das Hamburger Filmbüro -, will ein großes (300 bis 500 Plätze) und zwei kleinere Kinos mit 100 und 80 Plätzen in der Zeise-Halle installieren. Daneben sollen noch Läden und Büros eingerichtet werden. Doch da die Baupläne für das Projekt inzwischen drei Jahre alt seien, wären im Laufe der Entwicklung noch etliche Änderungen der De-

tailpläne aufgetreten, erklärt Holger Kiehne, der Geschäftsführer des Filmhauses und mit den Verhandlungen mit dem Bauherrn betraut. Auch die Kosten stiegen von anfangs 10 auf 18 Millionen Mark. Die derzeitige Hürde ist ein Klimagutachten, das Prokom nicht fristgerecht vorlegte, das aber für Verträge mit den künftigen Mietern

unabdingbar ist, da man ja vorher wissen möchte, wieviel Heizkosten letzthin einkalkuliert werden müssen. Trotz aller Unwägbarkeiten ist Kiehne optimistisch, daß die „Medien-Factory“ Zeise-Hallen noch in diesem Jahr zumindest zum Teil nicht nur von den Kinos, sondern auch von den Filmschaffenden bezogen werden kann. jk

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