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Knüpfende Händchen

■ Indiens Teppiche werden zu 85 Prozent von Kindern gewebt/ Ein Leben, „das schlimmer ist als der Tod“

Neu Delhi (ap) — 85 Prozent aller in Indien, Pakistan und Nepal hergestellten Teppiche werden von Kindern unter 14 Jahren gewebt. Vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung müssen die Kinder bei schlechten Lichtverhältnissen, in ungelüfteten Räumen zusammengepfercht Teppiche weben, die zu 95 Prozent nach Europa oder in die USA exportiert werden. Die Teppichindustrie verdient daran jedes Jahr 50 Milliarden Dollar. In einem am Montag zu Ende gegangenen Forum in Neu Delhi versuchten Verteidiger der Menschenrechte auf die Belange der Minderjährigen aufmerksam zu machen. „Diese Kinder sind an den Webstuhl gekettet und leben ein Leben, das schlimmer ist als der Tod“, sagte der Organisator der Veranstaltung, Kailash Satyarthi. 15 Kinder, die früher am Webstuhl gearbeitet haben, erzählten von ihrem Arbeitstag dort. „Mein Arbeitgeber war ein gefährlicher Mann“, berichtete die achtjährige Mangla, die in den vergangenen drei Jahren 14 Stunden täglich am Webstuhl gesessen hat. „Er trug eine Waffe und drohte damit, mich umzubringen, wenn ich nicht arbeitete.“ Fünf bis zehn Kinder weben in der Regel gemeinsam an einem Teppich, für dessen Fertigstellung sie zwei bis vier Monate brauchen. Wenn ihre Finger stillstehen, schlagen die Aufseher sie mit den Eisenstäben, mit denen die Fäden zusammengeschoben werden, 20- bis 30mal auf den Rücken. Einige Kinder werden in den Teppichfabriken blind oder chronisch lungenkrank.

Kinderarbeit ist in Indien, Pakistan und Nepal verboten. Wie der Vorsitzende der pakistanischen Gewerkschaft, Ehsan Ullah Khan, sagte, arbeiten jedoch 500.000 Kinder in Pakistan in der Teppichindustrie. In Nepal seien es 200.000 und allein im indischen Staat Uttar Pradesh 300.000.

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