piwik no script img

Autobahn nach Treptow und Eisenbahnknoten

■ Neuer Bundesverkehrswegeplan beschert Berlin 85 neue Autobahnkilometer und einen Eisenbahntunnel unter dem Tiergarten

Bonn/Berlin. Berlin und sein Umland bekommen 85 Kilometer neue beziehungsweise ausgebaute Autobahn. Dies sieht der neue Bundesverkehrswegeplan vor, den Bundesverkehrsminister Günther Krause am Mittwoch im Kabinett zur Beschlußfassung vorstellte. Auch das Berliner Eisenbahnkonzept wurde beschlossen: Demnach wird es einen »Eisenbahnknoten Berlin« geben, der runde zehn Milliarden kosten wird. Schließlich wurde der umstrittene Transrapid von Hamburg nach Berlin in den Plan aufgenommen, ein Magnetzug, der auf Stelzen mit 400 Stundenkilometern durch die Landschaft rasen wird. Der Bundesverkehrswegeplan wird alle zehn bis 15 Jahre neu aufgelegt.

Im einzelnen wird in Berlin die Autobahn A 100 von Tempelhof nach Treptow gebaut werden, die Verlängerung der Autobahn durch Neukölln. Dazu kommt das Autobahnkreuz Tempelhof/Ballinstraße und das Autobahnkreuz Schöneberg/ Alboinstraße. Vorrang wird den Vorhaben A 113, der Verlängerung der Autobahn von Treptow nach Schönefeld, der Erweiterung der Avus auf sechs Spuren und der Bundesferntraße B 5 nach Staaken eingeräumt. Weiter wurden im Berliner Raum das Autobahndreieck Potsdam und der Ausbau des Autobahnkreuzes Hermsdorf an der A 9 als vordringlich eingestuft. Das gleiche gilt für die Autobahndreiecke Havelland und Oranienburg. An der Autobahn A 15 wird es bis zum Jahr 2010 ein Autobahndreieck Lübbenau/Cottbus geben. Auch die B2 bei Michendorf und die A 20 nach Rostock werden bis dahin ausgebaut.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND, kritisierte den unverhältnismäßigen Autobahnausbau in Berlin, der ein »Signal zur Fahrt in die Umwelt- und Klimakatastrophe« sei, so BUND- Sprecher Klaus Polzin. Derzeit gebe es in West-Berlin nur 46 Kilometer Autobahn. Dabei seien einige Projekte, etwa der Tiergartentunnel, noch nicht einmal in den Plan aufgenommen.

Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) hingegen begrüßte den Verkehrswegeplan. Daß darin das vom Senat beschlossene »Pilzmodell« — der Bau des zentralen Fernbahnhofes Lehrter Straße nebst einem Tunnel unter dem Tiergarten und dem Ausbau des Eisenbahnnordrings — aufgenommen worden sei, sei eine »Jahrhundertentscheidung«. Damit werde Berlin zu einem Knotenpunkt des neuen Verkehrsnetzes. Beim Bonner Verkehrsministerium hingegen hieß es, auf Einzelheiten der Eisenbahnkonzeption werde man sich erst in den nächsten Monaten einigen. Eine Sprecherin Haases sagte, der Autotunnel unter dem Tiergarten sei deshalb nicht im Verkehrswegeplan, weil er keine Autobahn, sondern eine Bundesfernstraße sei. Man gehe trotzdem davon aus, daß Bonn diesen finanziere. esch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen