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Gegen „Junkie-Jogging“

■ CDU-Kritik an der Verdrängung des Drogenhandels

Frankfurt/Main (taz) — Seitdem die Polizei in Frankfurt die Junkies durch Straßen und Parkanlagen jagt, ist die starre politische Landschaft in der Mainmetropole in erdrutschartige Bewegung gekommen: Mit einer ungewöhnlichen Erklärung zu dem von der Polizei seit knapp sechs Wochen praktizierten „Junkie-Jogging“ meldete sich in Wiesbaden die Landtagsfraktion der hessischen CDU zu Wort: „Die bisherige Strategie, die Süchtigen lediglich durch Polizeieinsätze aus der Taunusanlage in angrenzende Straßen und Grünanlagen zu vertreiben, ohne aber die erforderlichen Hilfen bereitzustellen, offenbart ein erschreckendes Maß an Konzeptlosigkeit“, meinte der Landtagsabgeordnete Alfons Gerling. Auch die Grünen im Frankfurter Römer hatten am vergangenen Freitag die umgehende Einstellung der Verfolgung von Drogenabhängigen durch die Stadt verlangt — „bis das Methadonprogramm flächendeckend greift und Übernachtungsplätze für Junkies in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen“.

Die hessische CDU warf Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) vor, das „Pferd von hinten aufgezäumt“ zu haben: Es wäre vernünftiger gewesen, die Drogenhilfe in Frankfurt und im Umland im Vorfeld der restriktiven Polizeimaßnahmen auszubauen, „um dann am Tag X gut vorbereitet mit der Räumung der offenen Drogenszene beginnen zu können“. kpk

Seehofer gegen Drogen-Freigabe

Bonn (AFP) — Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) hat sich für eine begrenzte Vergabe von Ersatzstoffen zur Drogentherapie, aber gegen eine Freigabe von Rauschgift ausgesprochen. Die Legalisierung harter und sogenannter weicher Drogen sei keine „Wunderwaffe“, sagte Seehofer gestern in Bonn. Dadurch würden weder die illegalen Märkte ausgetrocknet noch Drogenkriminalität verhindert. Modellversuche in anderen Ländern hätten darüber hinaus sogar eine Zunahme des Drogenkonsums zur Folge gehabt. 80 Prozent der Bevölkerung wüßten derzeit nicht, wie sie an Rauschgift herankommen könnten. Dies würde sich durch eine Freigabe sofort ändern. Außerdem würde die Legalisierung von Drogen die Therapie-Bemühungen hintertreiben.

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