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BKA vorm Konkurs

■ Die »Berliner Kabarett-Anstalt« hat 250.000 Mark Schulden/ Die Künstler gehen leer aus, der Senat will übernehmen

Die »Berliner Kabarett-Anstalt« (BKA) steht vor der Pleite. Ende letzter Woche scheiterten Gespräche mit dem Senat, der den Schuldenberg von 250.000 Mark übernehmen und das Theater am Mehringdamm für mindestens zwei Jahre fördern sollte. Akutes Opfer der Misere ist die Wiener Gesangsgruppe »die Tietzes«, die gestern abend ihr dreiwöchiges Gastspiel im BKA-Zelt an der Philharmonie beendete: Das vereinbarte Honorar von 46.500 Mark — eigentlich heute fällig — ist vorerst gestrichen.

BKA-Chef Jürgen Müller erklärt die Verschuldung mit dem allgemeinen Besucherrückgang, aber auch mit dem in den letzten Jahr neben der Philharmonie neu aufgestellten Gastronomiezelt, in dem »die Tietzes«— vor durchschnittlich 30 Zuschauern täglich — auftraten. Müller: »Das Zelt ist ein Flop.« Eine dreiwöchige Erkrankung von Zarah-Leander-Imitator Tim Fischer — für das BKA eine sichere und lukrative Nummer — habe dem Theater den Rest gegeben. Es heißt, der Senat wolle lediglich 35 Prozent der offenen Summe übernehmen. »Wir müßten dann hier aber raus«, so Müller, dessen Theater bislang — von einer Umbaufinanzierung abgesehen — keine öffentlichen Mittel in Anspruch genommen hat. »Der Senat hofft jetzt, einfach an eine billige Spielstätte zu kommen«, vermutet der BKA-Leiter.

»Die Tietzes« fühlen sich vom BKA hintergangen und haben eine Anwältin eingeschaltet. Sänger Stefan Huber: »Die haben doch schon bei Vertragsabschluß gewußt, daß sie uns schließlich nicht bezahlen können.« Jürgen Müller dazu: »Ich habe denen am ersten Tag gesagt, daß wir so gut wie pleite sind.«

Um das Theater doch noch zu retten, setzte BKA-Chef Müller auf ein »Stuhl-Sponsoring«: Wir brauchen 300 Leute, die 1.000 Mark übrighaben.« Die edlen Spender sollen dann mit einer Gedenkplakette auf den Zuschauerstühlen verewigt werden.

Marc Fest

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