Not am Mann: Jetzt sollen Frauen löschen

■ Feuerwehr sucht dringend Nachwuchs für die Ausbildung zur Rettungsassistentin/Bislang sind die Männer noch unter sich

für die Ausbildung

zur Rettungsassistentin / Bislang sind die Männer noch unter sich

Hamburgs Feuerwehr hat Probleme: Ihr fehlt der Nachwuchs. Für den im Herbst beginnenden Lehrgang sind noch 40 Plätze frei, fürs nächste Jahr werden 120 BewerberInnen gesucht. Nachdem nach langer Debatte schon vor sieben Jahren das konsequente Einstellungsverbot für Frauen aufgehoben wurde, haben auch Bewerberinnen gute Chancen auf einen Job bei den staatlichen Löschern. Bislang sind die Männer dort allerdings noch unter sich.

Trotz Stellenaufstockung in den letzten Jahren dauert die Personalmisere bei der Feuerwehr weiterhin an. Kaum ein Löschzug kann mit der angestrebten „16-Mann-Besatzung“ ausrücken, meistens befinden sich nur zehn bis zwölf Personen auf den drei Wagen. Feuerwehrsprecher Wolfgang Lindner: „Die Ursache liegt im hohen Krankheitsstand. Viele Kollegen sind einfach kaputt und können nur im Innendienst eingesetzt werden.“ Formal habe die Feuerwehr zwar ihre anvisierte Personalstärke erreicht, praktisch seien die Löschzüge aber unterbesetzt. Versuche, Personal aus dem Umland anzuwerben, schlagen fehl: „Hamburg und Umgebung sind seit langem abgefischt.“ Und für Nachwuchs aus dem Osten fehlen Wohnungen.

Ein weiteres Problem ist das hohe Durchschnittsalter der staatlichen Löscher. Neueinstellungen gleichen derzeit im wesentlichen die „altersbedingten Abgänge“ (Linder) aus. Durch junge Leute hofft die Feuerwehr auch eine „strukturelle Verjüngung“ zu erreichen. „Junge Leute, die mit Teamgeist Aufgaben in Brandschutz, Rettungsdienst, Umweltschutz und technischer Hilfeleistung mit anpacken wollen, sind bei der Feuerwehr genau richtig.“

Die 18monatige Ausbildung bei vollem Gehalt orientiert sich übrigens an den Kriterien für das neue Berufsbild des/der RettungsassistentIn. Lindner: „Gesucht werden junge gesunde Menschen, die das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet und eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem handwerklich-technischen Beruf haben.“

Die letztgenannte Voraussetzung ist die eigentliche Barriere, die Frauen zu überwinden haben. Denn viele Bewerberinnen konnten in der Vergangenheit diese abgeschlossene handwerklich-technische Lehre nicht vorweisen. Dies führte dazu, daß 1991 von 18 Bewerberinnen nur sechs Anwärterinnen zur Aufnahmeprüfung zugelassen wurden, keine anschließend eine Anstellung erlangte.

Doch dies kann in diesem Jahr bereits anders sein, zumindest macht Wolfgang Lindner interessierten Frauen Mut: „Sie sollen sich ruhig bewerben.“ Denn auch bei der Feuerwehr bauen sich langsam die Vorurteile aus der Männerwelt ab. Nachdem in anderen Städten Feuerwehrfrauen bereits erfolgreich in der Brandbekämpfung tätig sind, ist der Schniedelwutz auch in Hamburg kein Markenzeichen mehr für gutes Löschen. Die angeblich schlechtere körperliche Kondition, das fehlende „Damenklo“ in der Wache, die mögliche Schwangerschaft oder eventuelle Liebesverhältnisse beim Bereitschaftsdienst zählen als Argumente gegen Frauen nicht mehr. Denn selbst im sportlichen Vergleich — die Aufnahme-

1prüfung zur Feuerwehr entspricht den Kriterien für PolizistInnen — kann sich manche Bewerberin mit ihren männlichen Konkurrenten messen. Die Feuerwehr könnte

1also bereits in wenigen Jahren über Löschzüge verfügen, die mit „16 Frau“ ausrücken. Kai von Appen

Informationen bei der Hamburger Feuerwehr unter 24828392