piwik no script img

Neu im Kino: "Die Falschspielerin"

Eine „starke Frau im Film“ war Barbara Stanwyck immer, und sie reiht sich neben Marlene Dietrich, Katherine Hepburn, Fanny Ardant und „Thelma und Louise“ würdig in die Sommerfilmreihe des Kommunalkinos ein.

Schon sehr früh in ihrer Karriere wurde sie aber leider auf harte, negative Rollen festgelegt und seit Billy Wilders „Double Indemnity“ ist sie eine der finsteren Ladies des Film noir. In „Die Falschspielerin“, der 1941 nur zwei Jahre vor Wilders Film gedreht wurde, wirkt sie dagegen locker und komisch, jung und schön. Hier durfte sie noch ihre selbstbewußte Stärke ohne verkniffene Mundwinkel und Zusammenbruch im letzten Akt ausspielen.

Als Falschspielerin hat sie den unbedarften Henry Fonda (“Er ist ein vollendetes Geschöpf der Gattung „Trottel sapiens“) mit ihrem Parfüm, etwas enthülltem Bein und schamlosem Flirten so verwirrt, daß er in jede Falle tappen würde. Sie verliebt sich jedoch in ihn, und hindert ihren Vater in einem Duell der Kartentricks daran, ihn auszunehmen. Aber nachdem er von ihrer dunklen Vergangenheit erfährt und sie demütigt, organisiert sie einen raffinierten Rachefeldzug (“Ich brauche ihn, wie eine Axt den Truthahn“). Die Stanwyck ist ihrem linkischen Partner in jeder Einstellung haushoch überlegen; selbst in der letzten Szene sagt sie „du hast es noch immer nicht begriffen, nicht wahr?“. Aber Fondas gekonnte Patzer, seine Stürze und sein ewig erstauntes Gesicht sind genauso bewunderungswürdig wie Stanwycks Witz und Souveränität.

Die Komödien des Regisseurs Preston Sturges altern gut. Seine Mischung aus absurden Personen, spritzigen Dialogen, Slapstick und Sex, macht „The Lady Eve“ zu einer der klassischen Screwball-Comedies (gleich neben Howard Hawks „Leoparden küßt man nicht“, der in der nächsten Woche beim Kommunalkino läuft). Die Pointen zünden noch, und auch nach fünfzig Jahren wirkt Barbara Stanwyck so lebendig und attraktiv, daß man(n) die Männer fast beneidet, die von dieser Falschspielerin um ihr Geld gebracht wurden. Wilfried Hippen

Cinema, Mo.-Do., 18.15 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen