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IN WASHINGTON WIRD EIN STÜCK AMAZONAS PRÄPARIERT

Der Regenwald im Zoo

Washington (ap) — Zoodirektor Michael Robinson will den tropischen Regenwald zumindest als Ausstellungsstück erhalten. In seinem Tierpark in Washington hat er auf 2.200 Quadratmetern im Laufe von sechs Jahren ein Stück Tropenwald für die Nachwelt geschaffen — mit allem, was an Pflanzen und Tieren dazugehört. Es ist heiß, mit einer so hohen Luftfeuchtigkeit, daß es dem Besucher selbst im schwülen Sommer der amerikanischen Hauptstadt den Atem verschlägt. Im November soll Klein-Amazonien voraussichtlich eröffnet werden.

Robinson, der 18 Jahre lang als Biologe bei der tropischen Forschungsstation des Smithsonian-Instituts in Panama tätig war, weiß genau, wovon er redet. „Ich gehörte zu denen, die in den Tropen leben und arbeiten durften und die Pracht der Flora und Fauna im Regenwald erlebt haben“, sagt der Direktor des Nationalzoos. „Jetzt werden wir Zeuge der Zerstörung dieser Pracht.“

Für die große Eröffnungsveranstaltung pflanzen Gartenbaufachleute noch Orchideen und üppig wuchernde Dschungelreben unter einer Ansammlung tropischer Bäume, die im vergangenen Monat aus Florida kamen. Es dauerte allein viereinhalb Stunden, einen Mahagoni-Baum durch ein zwei Meter großes Loch im Dach zu zwängen. Doch nun gedeiht er prächtig neben einem Papaya- Baum und einem Avocado, die beide Früchte tragen.

Die neuen Gewächse brauchen eine enorm hohe Luftfeuchtigkeit. Der Klimaingenieur Leo Carpentieri hält die computergesteuerten Thermostate zwischen 32 und 36 Grad Celsius. Dazu gehören noch eine Reihe von Wasserfiltern und Pumpen, die eine Luftfeuchtigkeit von vorläufig 88 Prozent ermöglichen. „Wenn wir erst eröffnet haben, werden wir sie so hoch schrauben, wie es irgend geht“, sagt der Klimaingenieur.

Wenn alles fertig ist, werden Tausende von Tier- und Pflanzenarten des Amazonas-Beckens unter einem riesigen Dach vereint sein. „Die Tropen sind das Fort Knox der biologischen Welt“, sagt Robinson in Anspielung auf die Gold-Festung der USA. Künftige Besucher der Tropenwelt im kleinen werden als erstes von einem mit viel Grün eingerahmten Wasserfall begrüßt. In den Bäumen darüber können sich Affen über Bananen hermachen. In einem Teich unter dem Wasserfall leben Piranhas und andere Fische von dem, was ins Wasser fällt. Beim Gang durch einen tunnelähnlichen Raum können Besucher einen Eindruck davon gewinnen, wie der Amazonas und die darin lebenden Fische von unten aussehen.

Oben, im zweiten Stock des Gebäudes, können sie durch den Tropenwald selbst spazieren. Tukane und Kolibris fliegen umher, und Faultiere hängen von den Bäumen. Überall gibt es Frösche und Echsen. Auf alles scheint die Sonne, um das Wachstum der Pflanzen zu fördern. Carpentieri sorgt dafür, daß Temperatur und Feuchtigkeit der Wirklichkeit entsprechen.

Für Robinson, der sein Reich im Tropenanzug besichtigt, ist alles schon heute Wirklichkeit. „Sehen sie das?“ fragt er und zeigt auf einen noch nicht ganz fertiggestellten künstlichen Fluß. „Er ist genau wie der kleine Fluß, auf dem ich früher immer nachts mit dem Kanu herumfuhr, in die Sterne sah und träumte.“

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