piwik no script img

Palermos Bürgermeister geht

Rom (AP/AFP) — Als Protest gegen die Mafia ist am Dienstag der Bürgermeister von Palermo, Aldo Rizzo, zurückgetreten. „Palermo sagt basta“, sagte Rizzo in einer Fernsehsendung. „Palermo will Frieden, keines von diesen Massakern mehr, aber es kann es nicht alleine schaffen.“ In Medienberichten hieß es, daß sieben der 16 in Palermo mit Mafiafällen befaßten Staatsanwälte von ihren Ämtern zurücktreten wollen. Auch sie reagierten damit auf das Attentat gegen Borsellino.

Unterdessen gedachte ganz Italien in Schweigeminuten der fünf Opfer des Mafiaanschlages vom Sonntag, darunter der angesehene Richter Paolo Borsellino. Die Leibwächter wurden gestern nachmittag im Rahmen eines Staatsaktes in Palermo beerdigt. Zahlreiche öffentliche und private Fernsehsender wollten die Feier übertragen. Die Familie des Richters Borsellino lehnte einen Staatsakt ab. Staatschef Scalfaro wurde als Privatmann eingeladen.

Im Rahmen des stummen Protests gegen das organisierte Verbrechen hielten Verkehrspolizisten in Rom für eine Minute den Straßenverkehr an. Fernsehsender unterbrachen ihr Programm für zehn Minuten, auf der Mailänder Börse wurde für fünf Minuten der Handel ausgesetzt. In mehreren Städten, vor allem in Palermo und Rom, fanden Demonstrationen gegen die Mafia statt.

Am Montag hatte das italienische Parlament auf einer Sondersitzung in Rom über schärfere Antimafiagesetze beraten. Dabei ging es um die Verabschiedung eines schon vom Kabinett gebilligten Maßnahmepakets, das unter anderem die Rechte von Verdächtigen bei Durchsuchungen einschränkt. 55 verurteilte Mafiosi wurden vom Gefängnis in Palermo auf die Insel Pianosa vor der italienischen Westküste verlegt, um jeglichen Kontakt nach draußen zu unterbinden. Zur Verstärkung der Sicherheitskräfte wurden mindestens 2.000 Polizisten, in Uniform oder Zivil, sowie Mitglieder der Finanzpolizei nach Sizilien geschickt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen