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Grüner Punkt des Teufels

■ Premiere der ökologischen Komödie "Die Schneesucher" vom Bader-Ehnert-Kommando/Umweltpolitik grotesk verzerrt

vom Bader-Ehnert-Kommando/Umweltpolitik grotesk verzerrt

Ein Interesse, unserer dahinvegetierenden Umwelt tatkräftig wieder auf die Beine zu helfen, geht den meisten Zeitgenossen mittlerweile wieder völlig ab. Das sommerliche Überschreiten der Ozongrenzwerte wird fast so beiläufig hingenommen wie eine Erhöhung der Eierpreise um zwei Pfennig. Der hoffnungslose Versuch mit dem Grünen Punkt spricht Bände, und daß die deutsche Automobilindustrie einen Produktionsanstieg um zwei Prozent in den ersten sechs Monaten dieses Jahres verbuchen konnte, zeugt auch nicht gerade von wachsender Sensibilität.

Deshalb ist es das erklärte Ziel des Bader-Ehnert-Kommandos, das am Dienstag abend im schlechtbesuchten Theatron die Premiere ihres nachdenklich-unterhaltenden Umwelt-Stücks Die Schneesucher auf die Bühne brachte, das Volk aufzurütteln. Fred (Kristian Bader), Besitzer eines Wintersportartikelgeschäftes, so die Handlung, muß aufgrund jahrelang ausbleibender Minusgrade Konkurs anmelden. Um den Schaden zu begrenzen, engagiert er einen Liquidator (Michael Ehnert). Doch anstelle von Taschenrechner und Bleistift erscheint der Beauftragte mit Pistole und lautstarken Schüssen - er arbeitet für eine intergalaktische Killeragentur und hat mit Finanzen wenig im Sinn. Doch selbst dem Außerirdischen wird die verfahrene Situation der Erdenbewohner deutlich. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Schnee und die Ursachen seines Ausbleibens.

Auf ihrer Reise begegnen sie - im ständigen Rollentausch alle anderen Mitwirkenden auch noch darstellend - verschütteter Gemüsesuppe, baumpflanzenden Wüstenbewohnern, dem Teufel und einem diabolisch dämlichen Politiker, der tiefste Einblicke in Bonner Hirne gewährt. „Müll das war früher - heute sind es Rohstoffe“, gibt er in kindlicher Freude strahlend zum Besten - nachdem der Teufel ihm diesen Slogan etliche Male vorgebetet hat. Den Grünen Punkt versteht er auch noch und, daß man aus alten Verpackungen keine neuen machen kann, sondern höchstens „Blumenübertöpfe oder Leitplanken“.

Den beiden Darstellern gelingt mit ihrer Vorstellung, die mehr Kabarett als Theater ist, das Desinteresse der Politiker und Industri-

ellen wie auch die schwachsinnige Denkweise eines durchschnittlichen Normalverbrauchers auf absurde Weise zu entblößen. Nachdem er davon überzeugt wurde, sein Auto stehen zu lassen gibt ein Spießer zum Besten: „Oh, ja - ab jetzt fahre ich auch U-Bahn und es macht mir gar nichts aus, dann Stunden früher bei der Arbeit zu sein“. Solche Sprüche durchziehen elegant pointiert den Abend und unterhalten mit schnippischem Zeigefinger.

„Manchmal ist der einzige nur der erste“, gibt das Bader-Ehnert- Kommando seinem Publikum schließlich mit auf den Weg und appelliert damit an den individuellen Mut zur Veränderung. Unbändiger Applaus dankte ihnen ihr unterhaltendes Engagement. Gregor Gerlach

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